Urlaub zu Hause - Ferien in der Wildau
Michaela Quehenberger hat sich – wie so oft – ins Dirndl geworfen. Sie ist die Bäuerin der Wildau und eine richtige Erscheinung. Kein Wunder, dass die Gäste gut mit ihr auskommen. Wir besuchen das beschauliche Örtchen in St. Martin am Tennengebirge im Frühling. Die Wiesenblumen säumen den Weg zum Hauseingang. Und machen schon Lust auf Sommer.
Die Wildau hat ihr Zuhause an einem schönen Flecken Erde. Aber das eigentliche Schmuckstück ist das alte Bauernhaus selbst. Dieses wurde 1241 das erste Mal urkundlich erwähnt. Und ist seit 1738 ein Erbhof. „Könnt ihr euch vorstellen, dass mein Mann das Haus abreißen wollte?“, lacht Michaela. „Wenn ihm etwas einfällt, muss es sofort passieren.“ Gottseidank hat er es aber stehen lassen, denken wir, als uns Michaela hineinbittet. Der Schritt über die Schwelle gleicht einem Schritt in die Vergangenheit: Ein uriges Haus, wie man es fast nur mehr aus Filmen kennt. Wir sehen uns um und während wir die geschmackvolle Dekoration bewundern, steht Michaela mit leeren Weingläsern vor uns.
Wir folgen der Hausherrin brav in den Keller. „Dort unten ist es ganz besonders, Achtung, Kopf einziehen“, warnt uns die Bäuerin. In einem kleinen Kellergewölbe finden wir uns wieder. Hier haben genau ein Tisch und eine Bank Platz. Und einigen Flaschen Wein. Eine davon öffnet Michaela und verteilt Kostproben. Der Keller wird nur von Kerzenlicht erhellt und ist so gemütlich, dass Gäste, die hierher eingeladen werden, oft viele Stunden bleiben.
Überhaupt sind die Keller in der Wildau besonders köstlich. Nachdem wir den Weinkeller verlassen haben, geht es in den Vorratsraum, wo Marmeladen, Liköre und Hausmittel gegen diverse Wehwehchen verstaut sind. Im Eck öffnet Michaela den Deckel eines Fasses und schöpft mit einer Kelle einen Schluck Nussschaps heraus. Mit Ärzten und Managern war Michaela schon herunten im Keller. Die haben sich richtig gefreut, als sie das gute Zeug kosten durften. Die Wildau ist nämlich ein begehrter Ort, wenn es um Seminare oder andere Geschäftlichkeiten geht. „Immer können eh nicht alle kommen“, sagt Michaela. Das Haus ist nämlich so gut wie dauervoll – mit Stammgästen. Manche kommen im Sommer für zwei oder drei Wochen und verlassen den Hof nur, wenn sie müssen. Aber nicht nur im Sommer, auch über Weihnachten herrscht hier Hochbetrieb.
Einmal war eine Familie aus Australien vor Ort, die sich ein richtiges, österreichischen Weihnachtsfest gewünscht hat. Sie sind auf den Stufen gesessen und haben die anderen Gästen beim Christbaumschmücken gesehen. In der Wildau gehört das zur Tradition. Im Laufe der Jahre haben sich nämlich Aufgaben herauskristallisiert, die von den Gästen übernommen werden. Die einen schmücken den Baum, die anderen lesen die Weihnachtsgeschichte vor. „Für uns ist das ganz normal, dass wir Weihnachten mit den Gästen feiern. Die gehören zur Familie dazu“, sagt Michaela. Und ihre Tochter Christiane stimmt ihr zu: „Viele der Gäste kennen mich, seit ich ein Kind war und sehen jetzt auch meinen Kindern beim Aufwachsen zu.“
Die Wildau ist ein magischer Ort, so viel steht fest. Aber nicht nur zu Weihnachten, mit der romantischen Dekoration und den Schnapserl, zahlt sich ein Besuch auch. Direkt vor der Haustür erstreckt sich ein Schwimmteich, der im Sommer gestresste Köpfe wieder klar kriegt. Wer ein bisschen mehr Action braucht, versucht sich im Klettergarten, der direkt am Haus angebracht wurde. Reitpferde und Ponys dürfen am Reitplatz ausgeführt werden und das Streicheln von flauschigen Hoftieren wird sowieso nie langweilig.
Michaela fragt uns, ob wir noch zum Essen bleiben. Und nach all den guten Sachen, die wir bisher schon probieren durften, stimmen wir sofort zu. Kaspressknödelsuppe steht am Menü, frisch gekocht und heiß serviert. In der Wildau tut man sich richtig viel an, wenn es ums leibliche Wohl der Gäste geht. Da muss niemand bei leerem Magen den Tisch verlassen. „Mir ist es einfach wichtig, dass es unseren Gästen bei uns gefällt“, sagt Michaela, „wir kennen die meisten schon so viele Jahre, sie sind ja fast so etwas wie Familie. Und für die eigene Familie möchte man nur das Beste, oder?“