Bauernwellness mit Bergheu
Auf hochgelegenen Wiesen der österreichischen Almen wird noch wertvolles Heu gemäht. Vor allem als Futter für die Kühe, aber auch für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Gäste.
Es ist ein Duft, der glücklich macht, der an warme Bergsommer, unbeschwerte Kindheit und blühende Wiesen erinnert: Der Duft frisch gemähten Berg-Heus. Es ist das prickelnde Gefühl von Abenteuer einer Nacht im Heuschober, die knisternde, wohlige Wärme einer Heupackung auf der Haut, aber auch der mollige Geschmack von Heumilch, die augenblicklich Wohlgefühl verbreiten. Bis zu 80 Kräuter- und Blumenarten finden sich im Heu, das auf Bergwiesen oberhalb von 1000 Metern abgemäht wurde.
Kräuter als Gourmetmenü für Kühe
Was macht das Almwiesenheu so besonders? Die Wiesen werden nicht gedüngt, daher wächst auf einer naturbelassenen Alm eine große Vielfalt an Blumen und Kräutern, während gedüngte Wiesen einheitlich gelb von Löwenzahn leuchten. Dass die Kräuter mit den gesunden und aromatischen Inhaltsstoffen auch den Kühen, Schafen und Ziegen schmecken, die Von Mai bis Ende September auf den Almwiesen weiden, versteht sich. Das Grasfutter sei das Gesündeste, das man Tieren geben kann. Zwei Mal pro Jahr wird das Gras auf den steilen Hängen mühevoll abgemäht, damit die Tiere auch im Winter wertvolles Futter serviert bekommen. Bergwiesen, die über einer Höhe von 1800 Metern liegen, werden wegen des langsameren Wachstums nur alle zwei Jahre gemäht, damit sich die Pflanzen erholen und wieder Kraft schöpfen können.
Schweißtreibende Arbeit
Rund zehn Hektar Bergwiesen auf einer Höhe zwischen 1500 und 1800 Metern mäht der Landwirt und Bergführer Mario Lugger aus Maria Luggau im Lesachtal, teilweise noch mit der Sense von Hand. Eine schweißtreibende Arbeit. „Wenn ich mit der Sense drüberfahre, was da alles umfällt“, ist er selbst von der Vielfalt der Gräser immer wieder überrascht. Dazu gehören sogar Orchideen und seltene Pflanzen, die nur im Lesachtal wachsen. Nur um die streng geschützte Türkenbundlilie macht Lugger einen Bogen. Alles kein Problem, denn „die Gräser und Blumen wachsen im nächsten Jahr wieder nach“. Seine sechs Kühe und Ziegen sind die Nutznießer des aromatischen Heus. An der Gesundheit seiner Tiere kann er ablesen, wie gut ihnen das Futter tut. Sie liefern die begehrte Heumilch, die bei Molkereien einen höheren Preis erzielen. Dass die wohlriechenden getrockneten Gräser eine wohltuende Wirkung auf den Körper haben, kann Lugger aber auch am eigenen Leib erfahren. „Wenn ich auf unserer Almhütte im Heu übernachte, fühle ich mich am nächsten Tag wie neu geboren“, so Lugger. Den Heustadl neben dem Bauernhaus, das Urlaubsgäste beherbergt, richtet Lugger für die Stadt-Kinder her, die als unvergessliches Urlaubserlebnis liebend gerne im Heu übernachten. Schließlich stattet Lugger auch die Lesachtaler Kisterln mit Heu aus, die im hauseigenen Bauernladen mit allerlei heimischen Köstlichkeiten gefüllt sind.
Heu im Kraxenofen
Einen Teil des wertvollen Heus liefert Lugger an das Almwellnesshotel Tuffbad. „Ich habe eine Wiese auf 1800 Metern vom Wirt gepachtet, er bekommt von dort das Heu“, so Lugger. Dort wird es in den hölzernen Kraxenofen gepackt. Die heißen Dämpfe, die beim Besprühen des Heus entstehen, lösen die ätherischen Öle der Blumen und Pflanzen, die sich besonders wohltuend auf Haut, Gelenke und Atemwege auswirken. „Die positiven Wirkstoffe des Heus dringen tief in den Körper ein, das macht sie so wirkungsvoll“, betont Hotelier Egon Oberluggauer, Chef des Hotels Tuffbad. Die Gäste können sich auch für das Schwebebett entscheiden, in dem man in Heu eingebettet, die Schadstoffe aus der Haut schwitzt. Im Tuffbad wird darüber hinaus auch kulinarisch mit Heu experimentiert. Der Schweinsbraten im Heubett gegart, die Heucreme als Dessert und ein Heuschnapserl zur Verdauung, gehören zu den Highlights aus der Tuffbad-Küche.
Bauernwellness
Was im Lesachtal seit Jahrhunderten praktiziert wird, ist auch in Salzburg, Vorarlberg und Tirol gang und gäbe. Überall dort, wo es natürliche Almwiesen gibt, nützt man die gesundheitlichen Wohltaten des Heus seit jeher. Die Bauern wussten, wie man kleinere und größere Beschwerden „wegschwitzen“ konnte. Bauernwellness feiert heute fröhliche Urständ. Im Heubadehof Pürzlbach in Weissbach bei Lofer zu Beispiel. Eingehüllt in Leintüchern gehts ins Heubad, dass einem Dampfbad ähnelt. Bis zum Hals zugedeckt verabschiedet sich die Heubadmeisterin mit einem „Frohes Schwitzen“. Nach einer guten halben Stunde entsteigt man dem Heu wie neu geboren. Eine entspannende Massage geleitet dann direkt in den siebenten Himmel. Viele bäuerliche Vermieter, die Urlaub am Bauernhof in Tirol und Salzburg anbieten, machen ihren Gästen mit einem Bergkräuterdampfheublumenbad große Freude.