Die Waldheimat als Seelennahrung
Peter Rossegger – der Schmiedhoferbauer – lebt mitten in der Waldheimat seines berühmten Namensvetters. Dort oben am Alpl lässt sich das Beschriebene und in Worte gefasste des einstigen Schriftstellers noch heute hautnah erleben und erfühlen.
Peter Rosegger und Peter Rossegger. Die Namensgleichheit unterscheidet sich nur durch einen geschriebenen Buchstaben, doch auch abseits des Papiers haben die beiden Männer einiges gemeinsam. Nur 20 Minuten von dem Geburtsort des berühmten Schriftstellers entfernt, liegt der Bauernhof von Peter Rossegger. Aufgewachsen am Alpl in Krieglach kennt er die beschriebene Gegend in der Literatur des Namensvetters wie seine eigene Westentasche.
„Ihm ist es zu verdanken, dass die Waldheimat inzwischen ein geographischer Begriff ist.“ Viele Gäste kamen schon nach Krieglach, als Peter noch ein junger Bub war. „Würden wir 150 Jahre in der Zeit zurückreisen, würden wir hier auf 1060 Metern Seehöhe über 20 Bauernhöfe vorfinden.“ Heute ist nur mehr einer davon intakt, die restlichen wurden von ihren Besitzern längst aufgegeben.
Land- und Forstwirt sein, das war für Peter, dem Schmiedhofer-Bauer, ein wachsender Prozess. „Meine Mutter starb als ich acht Jahre alt war. Die Großmutter zog mich und meine Schwester groß.“ Als einziger männlicher Nachkomme war es für die Erwachsenen keine lange Debatte, dass Peter einst den Hof übernehmen soll. Dieser jedoch träumte von der großen weiten Welt, einem Studium und seiner Leidenschaft zur Rockmusik.
Es war kein Sträuben gegen die großelterliche Bestimmung im herkömmlichen Sinne, sagt er heute: „Vielmehr war es schlichtweg eine Sehnsucht.“ Pflichtbewusst absolvierte er die Ausbildung an der landwirtschaftlichen Fachschule, bildete sich im Bereich der Waldpädagogik weiter und ist heute der einzige Vollerwerbsbauer am Alpl, mitten in der so oft zitierten Waldheimat.
Generationendenken Wald
Der Hof mit dem Vulgonamen Schmiedhofer wurde um das Jahr 1900 von Peters Großvater erworben. Neben der Vermietung des Ferienhauses via Urlaub am Bauernhof zählt die Forstwirtschaft zur großen Leidenschaft von Peter. „Die Waldarbeit ist ein Generationendenken. Die Bemühungen des heutigen Tages erkennst du tendenzmäßig erst in 15 bis 20 Jahren. Den daraus resultierenden Erfolg werden erst meine Enkelkinder nutzen, die noch nicht einmal geboren sind. Ich hingegen nutze das, was meine Vorvorfahren geschaffen haben.“
Das Wissen um den Kreislauf des Waldes weitergeben, dies zählt Peter zu seiner Berufung. „Es hat sich viel gewandelt in unserer Region. Im Mürztal griff mit Anfang des 19.ten Jahrhunderts die Industrialisierung durch, der Erzberg mit seiner Eisenverhüttung florierte. Da die importierte Stein- und Braunkohle zu kostenintensiv war, setzten die Köhler verstärkt auf die Zusammenarbeit mit heimischen Holzknechten, um Holzkohle zu gewinnen. Ganze Berghänge wurden dafür kahl geschlägert und mit Fichtenbäumen neu aufgeforstet. Schnell nahm diese Baumsorte überhand, da sie im Wachstum wenig Unterstützung brauchte. Heute können wir sehen, dass viele dieser alten Bestände nicht gesund sind, daher setze ich in meinem Wald wieder vermehrt auf die Tanne, um ausgleichend zu arbeiten und der Natur damit ein wenig auf die Sprünge zu helfen.“
Seelennahrung und finanzielle Grundlage
Holz ist aktuell ein gefragtes Material, die Corona-Pandemie hat die Preise in die Höhe getrieben, davor stagnierten die Gewinne für einen Festmeter Holz über mehrere Jahre. „Wir haben in Österreich die größte Sägewerksdichte Europas, im Moment läuft es gut, wir Waldbauern können vom Verkauf leben.“ Doch Peter weiß, dass diese Momente vergänglich sind: „Ein Windsturm reicht aus, um mehrere Tausend Festmeter Holz zu zerstören. Die Natur spielt nun mal nach ihren eigenen Regeln.“
Und doch sind Wald und Natur Peters tägliche Seelennahrung. Wie auch die seines Namensvetters, mit dem die Familie im Übrigen weitschichtig verwandt war. Denn Peter Rosegger war es, der einst sagte: „Kein Mensch auf Erden hat mir je soviel Freude bereitet, als die Natur mit ihren Farben, Klängen, Düften, mit ihrem Frieden und ihren Stimmungen.“
"Die Waldarbeit ist ein Generationendenken. Die Bemühungen des heutigen Tages erkennst du tendenzmäßig erst in 15 bis 20 Jahren. Den daraus resultierenden Erfolg werden erst meine Enkelkinder nutzen, die noch nicht einmal geboren sind. Ich hingegen nutze das, was meine Vorvorfahren geschaffen haben."