Erlebnis Brauchtum: Almabtrieb bei Urlaub am Bauernhof

Bäuerliche Tradition, 21.09.2022, Gerhard Liebenberger

Wenn der Almsommer zu Ende geht bringen die Bauern ihre Tiere wieder ins Tal. Statt saftiger Almwiesen werden Schnee und Eis für einige Monate die Landschaft auf den Bergen bestimmen. Ist der Almsommer gut verlaufen, werden die Rinder aufgekranzt: Sie erhalten vor ihrem langen Marsch zum heimischen Stall einen prachtvollen Kopfschmuck. Diese Tradition kannst Du in den Alpen in vielen Orten im September miterleben. Alle zwei Jahre findet der Almabtrieb auch in Radstadt im Salzburgerland statt.

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Almabtrieb durch das Ortszentrum | © Urlaub am Bauernhof / Gerhard Liebenberger

Erlebnis Brauchtum

Almabtrieb bei Urlaub am Bauernhof

Urlaub am Bauernhof Obersulzberggut

Ich habe mich beim Obersulzberggut in Radstadt einquartiert. Auf dem Hof der Familie Sinnegger kannst Du herrlich entspannen, sei es am Schwimmbecken oder in der Sauna. Doris Sinnegger holt mich vom Bahnhof in Radstadt ab. Als ich aus dem Auto aussteige scheinen die Kühe mich mit dem Bauern zu verwechseln, sie kommen gerannt und freuen sich auf Futter. Auf der Terrasse unterbricht die Katze ihren Schlaf, streckt die Glieder und freut sich auf Streicheleinheiten vom neuen Gast.

Auf geht´s zum Almabtrieb

Das Obersulzberggut ist für mich ein idealer Ausgangspunkt für den Almabtrieb, da es gleich neben dem Untersulzberghof liegt. Dort werden die Tiere, die den Sommer auf der Alm verbracht haben, die kalte Jahreszeit verbringen. Die Ankunft der Rinder wird mit einem großen Hoffest gefeiert.

Um 5 Uhr in der Früh ist Treffpunkt beim Frühstück für all jene, die beim Almabtrieb mithelfen. Die Aufgaben werden verteilt und der Ablauf des Tages wird besprochen. Bei Vollmond führt die Fahrt entlang der Tauernstraße zur Voralm. Dort treffen wir auch auf die Rinder. Sie haben den Sommer auf der Tauernkarleitenalm in rund 1650 Meter Seehöhe verbracht.

Oben auf der Alm

Noch liegen Nebelfetzen über der Voralm und das Dunkel der Nacht ist noch nicht ganz vertrieben. Aber der Blick auf die umliegenden Gipfel lässt schon erahnen, dass ein sonniger Morgen bevorsteht. Im Morgengrauen werden die Kühe zusammengetrieben.

Der prächtige Kopfschmuck für die Tiere wurde in aufwändiger Handarbeit vorbereitet. Die Kühe werden auf der Voralm aufgekranzt, also für den Almabtrieb geschmückt. Welcher Kopfschmuck verwendet wird, ist abhängig von der Rangordnung der Tiere. Die Kälber bekommen nur ein kleines Kränzchen, Leitkühe einen prachtvollen Spiegel.

Den Kopfschmuck erhalten die Rinder beim Almabtrieb nur dann, wenn der Almsommer nach Plan verlaufen ist, also wenn keine Unfälle passiert sind. Es ist ein Tag zum Feiern, wenn alle Tiere wieder gut ins Tal gebracht werden können.

Ein langer Weg

Erst führt der Almabtrieb entlang der Almen, bald erreicht der Marsch der rund 80 Kühe die Tauernstraße. Die Polizei führt den Zug an und regelt den Verkehr. Den Treiberinnen und Treibern kommt eine besondere Aufgabe zu. Sie geben den Rindern die Richtung vor und halten sie in Zaum. Vor allem dort, wo es bergab geht, beginnen die Rinder zu laufen. Einige der Treiberinnen verteilen aus einem Korb Schnaps und „Schnuraus“ an die Schaulustigen. Das Lebkuchengebäck darf bei keinem Almabtrieb im Salzburgerland fehlen.

Heimkehr

Am Ortseingang von Radstadt schließen sich weitere Wagen und Gruppen dem Almabtrieb an. Schaulustige säumen die Straße durch das Stadtzentrum. Zum Almabtrieb tragen einige Dirndl und Lederhose. Angeführt wird der Zug durch das Stadtzentrum von den Schnalzern. Dann folgen Wagen mit Musikern und ein Wagen mit einem Stier aus Heu. Ein echter Stier ist beim Almabtrieb in Radstadt in diesem Jahr nicht dabei. Auf einem Wagen bringt die Sennerin alten Arbeitsgeräten von der Alm zurück zum Bauernhof.

Hoffest mit heimischen Schmankerln

Beim Untersulzberghof wird die Rückkehr der Tiere mit einem großen Hoffest mit Musik und Schmankerln gefeiert. Eine typische Spezialität im Pongau und auch in Radstadt sind die Fleischkrapfen. Sie werden mit verschiedenen Fleischsorten gefüllt und dann frittiert. Die Heimfahrkrapfen findest du nur zum Almabtrieb auf der Speisekarte. Sie sind unter anderem mit in Rum eingelegten Rosinen gefüllt. Die Treiber und alle, die beim Almabtrieb mithelfen lassen sich den Salzbraten schmecken. Der gewürzte Schweinsschopf wird in einer Salzkruste gebraten und traditionell beim Almabtrieb serviert.

Bei einem Urlaub am Bauernhof kannst Du im Herbst eine besondere Zeit verbringen. Wenn sich die Blätter zu färben beginnen ist es die ideale Zeit für Wanderungen. Neben dem Almabtrieb kannst Du im Salzburgerland im Rahmen des Bauernherbstes viele Traditionen und Brauchtum kennenlernen.

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Gerhard Liebenberger
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