Gebrauchsanweisung für Almhütten Teil 6: Kein Feuer im Ofen?
Stell dir vor…
Du kommst zum ersten Mal in Deinem Urlaub zu Deiner gemieteten Almhütte und freust Dich schon auf das Einheizen des angepriesenen Kachelofens, weil – Du glaubst es kaum – es hier heroben deutlich kühler ist als ein paar hundert Höhenmeter weiter unten. Aber weißt Du als lebenslanger Heizkörper-Aufdreher auch, wie Du einen so tollen Ofen ohne Probleme in Schwung bringst?
Lagerfeuer – Romantik vom Feinsten
Sicher, es gibt viele Menschen, auch aus „Kein-Ofen-Häusern“, die das Feuer machen in den verschiedensten Feuerstellen aus dem Effeff beherrschen. Aber ich denke, dass ein paar praktische Tipps zum Feuer machen, ganz bestimmt nicht schaden, zumal ja bei jeder Feuerstelle andere Feinheiten zu berücksichtigen sind, nicht nur in der Almhütte. Das richtige und sichere Feuer machen kann hier sehr wichtig sein. Zum „Feuer anzünden“ habe ich mir heute Amalia und Peter Baumgartner aus Wolfsberg geholt. Die beiden vermieten ihre kleine, aber feine Almhütte schon seit vielen Jahren an zufriedene Gäste.
Bei unserem Feuer-Gespräch bleiben wir zunächst draußen vor der Hüttentür. Bekanntlich ist ein Lagerfeuer auf der Alm der Traum vieler Besucher. Deshalb haben viele Almhütten schon einen guten Lagerfeuerplatz vorgesehen. Peter sagt dazu: „Wenn Du aber selbst einen Platz bauen willst, nimm dazu viele Steine und grenze damit einen nicht zu kleinen Platz ein. Der Platz muss in sicherem Abstand zu Buschwerk, Wald, Zaun und natürlich von der Hütte sein. Mach das Feuer nicht zu groß, ein gefüllter Wassereimer - wie beim Christbaum - kann sicher nicht schaden. Wenn Du einen vorbereiteten Lagerfeuerplatz bei der Hütte findest, nimm ihn geschenkt und baue keinen anderen. Denn die Hüttenvermieter wissen sehr genau, wo es am sichersten ist. Absolut kein Lagerfeuer gibt es bei ausgeprägter Trockenheit oder bei starkem Wind. Halte bitte Deine kleinen Kinder in ihrer Begeisterung in Zaum und erkläre den größeren, warum Feuer gefährlich werden kann. Beim Verlassen des Lagerplatzes muss das Feuer restlos gelöscht werden. Und noch etwas: Wenn Du Fackeln in Gebrauch nimmst, gelten im Prinzip die gleichen Regeln.“
Und wie koche ich am Holzherd?
Die Almbäuerin Amalia, die auch gelernte Köchin ist, weiß naturgemäß über das Feuer im Holzkochherd am besten Bescheid. Sie spricht aus ihrer Erfahrung: „Zum Kochen am Holzherd brauchst Du Zeit! Da geht nichts mit Rucki-zucki. Ein Holzherd braucht Geduld, bis er Betriebstemperatur hat, für den schnellen Kaffee zwischendurch ist der nicht geeignet. Wenn Du Dich aber dem Zelebrieren des Kochens widmen willst, samt dem gefühlvollen Nachheizen, dann ist so ein Herd nicht zu übertreffen. Wenn ein Wasserschiff vorhanden ist, pass auf, dass das Wasser nicht übergeht, denn es besteht akute Verbrennungsgefahr!“ So ein Holzherd - vielleicht kennst Du noch Urgroßmutters Bezeichnung Sparherd für ihn - kann natürlich die ganze Almstube, wenn nicht sogar die ganze Hütte wärmen. Ach, wie nachhaltig und vor allem gemütlich!
Der „König“ unter den Feuerstellen
Die Königsdisziplin in der Sparte Heizen betrifft wohl den Kachelofen. Peter erklärt mir, dass es Kachelöfen gibt, die direkt abziehen, solche, die einem gemauerten Holzherd angeschlossen sind und - noch ganz andere. Die logische Konsequenz aus dieser Vielfalt: Lass Dir von Deinen Almhüttenvermietern ganz genau und in Ruhe erklären, wie Du Deinen Kachelofen behandeln musst. Denn jeder Ofen ist anders, mit seinen Eigenschaften und Kaprizen. Wenn Du das erste Mal zu Deinem in der Hütte kommst, lass Dir vor Ort alles genau erklären und zeigen. Keine Angst, du vergibst Dir nichts, denn kein Mensch weiß alles, schon gar nicht bei einem fremden Kachelofen. Ich habe schon Almhüttenbewohner gesehen, die das Heizen des Sensibelchens Kachelofen nicht allein schafften und zur Winterszeit in der kalten Hütte sitzen mussten. (Gott sei Dank gab es noch den oben gelobten Holzherd in der Hütte.) Ganz abgesehen davon, dass es bei falscher Bedienung eines Kachelofens auch gefährlich werden kann, für Dich, die Hütte und den Kachelofen. Also, vorher gut informieren und danach handeln.
Peter findet noch, dass das Heizen von sogenannten Schweden- oder Kaminöfen um vieles leichter ist. Es gibt sie in wunderschönen Ausführungen in vielen Almhütten, zum Beispiel mit lodernden Flammen hinter Glas. Ich habe viele von ihnen auch in Betrieb gesehen. Trotzdem: Auch vorher informieren, kann nicht falsch sein! Übrigens: In allen Hütten liegen die Utensilien bereit, die Dir das Einheizen erleichtern. Frag einfach danach.
Im Badezimmer wird das Wasser heiß
Ein heikles Thema für mich ist - aus erlebtem Anlass - das Heizen von Holzbadeöfen in Badezimmern. Ich traute meinen Augen nicht. Da saß eine Gruppe junger, begeisterter Almhüttengäste vor dem Holzbadeofen und wartete unter dem Dauerbeschuss mit Holz bis zum Anschlag darauf, dass die am Badeofen angebrachte Temperaturanzeige endlich auf die Höchstmarke von 130 Grad steigen würde. Entsetzlich, das ergab akute Explosionsgefahr, nur wegen der Freude am Feuern!
Das Beheizen des Badeofens in der Sauna lass Dir am besten auch von Peter zeigen: „Der Ofen in der Sauna muss ein ganz spezieller Holzofen sein. Ich habe das Anheizen schon sehr, sehr vielen Gästen gezeigt. Es ist eigentlich ganz leicht, muss aber trotzdem richtig gemacht werden. Ich bitte außerdem alle Saunisten, nichts Brennbares (Handtücher oder Kleidung!) in der Nähe des Ofens abzulegen, weil der ganze Ofen sehr heiß wird. Und bitte passe gegebenenfalls auf Deine Kinder in der Sauna auf, denn sie können die Hitze des Ofens nicht richtig einschätzen.“ Und meine Erfahrung in Sachen Sauna kommt zu Peters Ausführungen noch dazu. Ich habe leider wegen einer überhitzten Sauna schon eine abgebrannte Hütte gesehen.
Zu Kerzen in der Almhütte (sehr romantisch!) hat Amalia ein sehr entspanntes Verhältnis. Sie stellt für die Kerzen der Gäste massive Kerzenständer in verschiedenen Größen zur Verfügung. Was übrigens die meisten Vermieterinnen tun. Zur Not reicht für Deine Kerze ja auch ein Teller oder ein Metalluntersetzer, aber diese Methode ist nur zweite Wahl. Mit eventuell vorhandenen historischen Petroleumlampen geht bitte auch vorsichtig um.
Der feurige, goldene Tipp:
Halte Dich am besten an die Vorführungen und Anweisungen Deiner Almbauern, dann bist Du auf der sicheren Seite. Mein Tipp dazu: Vorsicht in allen Feuerlagen ist besser, als hinten nach über das böse Feuer zu jammern. Sollte feuertechnisch irgendwas schief gegangen sein, keine Panik. In jeder Hütte gibt es mindestens einen überprüften Handfeuerlöscher. Erkunde dessen Standort früh, denn hüten ist besser als heilen, das heißt löschen. Wenn Du alles beachtest, wird es in Deiner Hütte gemütlich, romantisch, vor allem warm sein. Und das alles mit Hilfe des Feuers, das Du entfacht und in Gang gehalten hast. Mach Dir das „Zündeln“ auf der Alm in positivem Sinn zur Freude aller.