Herr Humer und sein G`spür für das Nichts
Norbert Humer hat vor zehn Jahren dem hektischen Leben eines Managers den Rücken gekehrt, um sich und seinen Gästen ein einzigartiges Paradies auf einer steirischen Alm zu schenken.
„Du kannst da draußen auf 50.000 Quadratmeter nackert herumlaufen und keiner sieht dich.“ Sagt Norbert Humer und blickt durch die große Panoramaglasscheibe des revitalisierten Stadls auf ein einzigartiges Fleckchen Erde. Sein Paradies, die Bienenalm. Hausnummer Zmöllach 6 in 1000 Meter Seehöhe nahe St. Michael in der Steiermark hat ein Alleinstellungsmerkmal im wahrsten Sinne des Wortes: es gibt keine unmittelbaren Nachbarn, nur Natur pur. Dafür eine immer größer werdende Klientel, die sich gerne in dieses Urlaubsrefugium zurückzieht. „Wir verkaufen nichts, so blöd es klingt, außer Ruhe und Natur“, sagt der 50jährige und beginnt hinter dem großen Holztisch seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Hinterholz 8 und Zmöllach 6
Sie begann quasi filmreif. In den österreichischen Kinos lief Ende der 1990er-Jahre gerade die preisgekrönte Realsatire „Hinterholz 8“. Sie beschreibt den Lebens- und Leidensweg des idealistischen Häuslbauers Herbert Krcal alias Roland Düringer. Das eben erstandene Häuschen auf dem Lande ist eine einzige Bruchbude. Herbert kämpft gegen Kurzschlüsse, feuchte Mauern und mit seinem Antitalent, handwerkliche Tätigkeiten auszuüben. Und schließlich auch gegen seine Bank.
Nachdem Norbert Humer sich entschlossen hatte, sein Anwesen zu kaufen, fühlte er sich in der Folge immer wieder an Düringers kabarettistische Aufarbeitung eines Häuslbauer-Schicksals erinnert. Was Hinterholz 8 und Zmöllach 6 verband: Renovierungsbedürftig war ein Hilfsausdruck für das, was noch da war: ein desolates Bauernhaus aus dem 15. Jahrhundert, ein riesiges Stallgebäude und weitere Nebengebäude. Der Vater meinte, ob der Bub denn verrückt sei, sich das anzutun. Der Bub hatte gerade sein Informatikstudium in Linz erfolgreich abgeschlossen und war drauf und dran, in seiner Heimatstadt Ebensee Karriere zu machen. In der Salinen-AG, wo er als EDV-Spezialist begann und schließlich bis in die Topmanagement-Ebene aufsteigen sollte. Da war er längst zum Wochenend-Pendler zwischen Ebensee und Zmöllach 6 geworden. 16 Jahre stundenlang im Auto und dann auf der Baustelle. Immer mit dem großen Hilti-Bohrer im Gepäck, den er sich in seiner Firma ausborgte. Humer, den die Arbeitskollegen fortan „Hilti“ nennen sollten, legte selbst Hand an. Getrieben von der Vision, dem Verfall dieses Anwesens neues Leben einzuhauchen und dort eine Wohlfühloase in einzigartigem Naturambiente erblühen zu lassen.
Aussteiger und Aufsteiger
Als diese, seine Vision in Zmöllach immer mehr Gestalt anzunehmen begann, war er mit 40 Jahren auch an einem beruflichen Scheideweg angelangt. „Ich wollte nicht mehr jeden Tag in Meetings sitzen und den Zahlen nachlaufen“. Da war das Betriebskonzept für die Bienenalm längst erstellt und auch der dazugehörige Businessplan. Ebendort stand schwarz auf weiß, dass Qualität auch ihren Preis haben soll. 140 Euro für die Nacht und 150 Auslastungstage im Jahr. Was der Beraterin von Urlaub am Bauernhof damals nur ein ungläubiges Lächeln kostete. Doch schon im ersten Jahr erfüllten sich die hochgesteckten Erwartungen des Vermieters.
"So blöd es klingt, aber wir verkaufen hier nichts außer Ruhe und Natur."
Geschichte und Moderne
Die Bienenalm ist längst zum Leitbetrieb im Premiumbereich von Urlaub auf der Alm geworden. Nomen est omen: Nicht nur der Firstclass Panorama Ferienstadl macht seinem Namen alle Ehre. Die alten, von Hand behauenen Holzbalken und der uralte Dachstuhl geben dem mit modernster Technik ausgestatteten Gebäude eine unverwechselbare Heimeligkeit. Die nach Süden ausgerichtete, große Panoramaglasscheibe bietet zu jeder Jahreszeit ein einzigartiges Naturschauspiel und lässt die Blicke über den alten Obstgarten schweifen. Private-Spa mit Hot-Pot auf der Terrasse, Sauna und Schwimmteich lassen auch das Herz von Wellness-Enthusiasten höherschlagen.
Geschichte atmet auch durch das nicht minder luxuriöse Waldhaus. Ehemals ein besonderer Waldplatz der Kelten und seit vielen Generationen zur Wildbeobachtung benutzt, ist dort ein Panorama-Chalet auf drei Etagen entstanden. Die spezielle Mischung aus alten geschichtsträchtigen Holzbalken, modernem Design und innovativer Technik ergeben ein unverwechselbares alpines Ambiente. Ebenso unverwechselbar wie das darin befindliche Spielzimmer für Erwachsene…
Glas, Stein, Stahl und Holz
Was Ferienstadl und Waldhaus in ihrer Einzigartigkeit und Nachhaltigkeit noch vereint, sind die sorgsam eingesetzten Materialien: Glas, Stein, Stahl und eben Holz, wie es in den umliegenden Wäldern seit Jahrhunderten wächst: Zirbe, Lärche und Fichte. „Ich wollte kein Dorf, sondern meinen Gästen gehobene Privatsphäre bieten“, sagt Humer. Das schätzen die Besucher aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, ob Singles, Liebespärchen oder Familien, wohl am meisten. Ausflugs- und Aktivitätsangebote bleiben unberührt. Dann zeigt Norbert Humer durch die große Panorama-Glasscheibe auf das verfallene Bauernhaus aus dem 15. Jahrhundert. Die Pläne für die Adaptierung als Gästehaus liegen schon in der Schublade.
Die Vision von Zmöllach 6 ist noch lange nicht zu Ende gedacht.