In der Heimat der Ruhe
Fernab von Verkehrslärm und Großstadtstress können Gäste beim Almbauer Morgenbesser getrost die Seele baumeln lassen. Seit mehreren Generationen werden dort Zimmer vermietet. Und mögen schon viele Jahre hier oben auf 1.150 Meter Seehöhe ins Land gezogen sein, eines hat sich keinesfalls verändert: Die ehrliche Freude an der Gastfreundschaft.
Inmitten der Wiener Alpen liegt der Almbauer-Hof der Familie Morgenbesser. Seit Generationen wird eine naturnahe Landwirtschaft betrieben. Josef Morgenbesser hat sein gesamtes Leben in den Bergen verbracht und weiß viel von früher zu erzählen: „Meine Eltern begannen in den 50er Jahren in der Nachkriegszeit mit der Zimmervermietung, gaben es aber nach einiger Zeit wieder auf. Als ich den Hof im Jahr 1973 übernahm, entschied ich mich abermals für Urlaub am Bauernhof.“
Eine Stunde Fußweg zur Schule
Die Anfänge waren nicht leicht, denn freilich gab es damals noch kein Festnetztelefon, kein Handy, geschweige denn Internet. Den Stromanschluss erhielt die Familie am Heiligen Abend des Jahres 1959. Josef erinnert sich: „Davor saßen wir abends im spärlichen Lichtschein der Petroleumlampe und lasen gemeinsam die Zeitung.“ Die Kindheit war beschwerlich, daraus macht er heute keinen Hehl. „Um in die Schule zu gelangen, mussten wir frühmorgens eine Stunde den Berg hinabspazieren, Sommer wie Winter. Je nach Schneehöhe dauerte der Rückweg dann oft doppelt so lange.“ Statt die Sommerferien zu genießen, half man bei der Heuernte, statt auszuschlafen rief die tägliche Stallarbeit. „Wenn wir am Tag eine Stunde Zeit zum Spielen hatten, war das viel.“ Mit den kostbaren Schillingen, die ihm die Tante heimlich zusteckte, kaufte sich Josef beim Greißler im Tal dann gerne eine Süßigkeit oder eine Wurstsemmel zur Belohnung: „Das war schon etwas ganz Besonderes.“
Urlaubsangebote per Briefpost
Die allerersten Gäste, die zu Josefs Eltern reisten, stammten zum großen Teil aus Wien. „Wer im Winter anreiste, musste den restlichen Weg zum Hof mitsamt Gepäck je nach Schneelage oft zu Fuß zurücklegen. Winterdienst gab es freilich noch keinen. Lediglich der selbstgebaute Holzpflug, den der Vater vor die Pferde spannte, erleichterte das Weiterkommen.“ Dinge, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Die ersten Gäste von Josef nächtigten Jahre später nicht mehr in den kleinen Zimmern, er setzte nach Betriebsübernahme auf Ferienwohnungen. „Die ersten Angebote verfasste ich mangels Alternativen per Brief. Oft dauerte es dann 14 Tage bis ich wusste, ob ein Gast fix gebucht hat oder nicht.“ 1984 wurde der erste Telefonanschluss im Haus installiert, von da an wurde die Kommunikation um ein Vielfaches leichter. „Davor inserierte ich meine Annoncen in den heimischen Medien mit der Telefonnummer des benachbarten Gasthauses, wo ich dann oft stundenlang auf einen Anruf wartete.“
Gästevermietung im Wandel der Zeit
So sehr sich die Kontaktaufnahme verändert hat, so sehr hat sich auch das Gästeverhalten gewandelt. „Früher setzte man mehr auf Geselligkeit, heute wollen viele Menschen vermehrt die Ruhe genießen und das Land besichtigen. Die gewünschte Privatsphäre muss natürlich akzeptiert werden.“ Die Natur steht heute sehr stark im Fokus, das beobachtet Josef immer wieder: „Viele Familien unternehmen gemütliche Wanderungen, genießen die Idylle, kommen zur Ruhe, können ausrasten.“ Denn hier oben beim Almbauer, da findet man sie noch: Die kostbare Zeit ganz für sich allein. Ohne Störfaktoren, ohne hetzende Gedanken. Dafür angereichert mit jeder Menge inneren Frieden.