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Bäuerliche Tradition, 13.05.2020, Thorsten Bayer

Das Alpleben in Vorarlberg kennen lernen Das Thema Alpwirtschaft beschäftigt Gastgeber und Gäste des Berghofs Latzer in Gurtis gleichermaßen.

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Mädchen mit Esel auf der Alpe Sera | © Urlaub am Bauernhof Vorarlberg / Ludwig Berchtold

Vor wenigen Tagen wurde im Berghof Latzer Geburtstag gefeiert, Schoko-Sahne-Torte inklusive. Jubilarin war dabei nicht die Gastgeberin Roswitha, sondern die Tochter eines deutschen Ehepaares. Gabriele und Ingolf Musack kommen bereits seit zwanzig Jahren aus Hagen bei Dortmund nach Gurtis – entweder mit Freunden oder, so wie in diesem Sommer, mit der Familie: Tochter, Schwiegersohn und zwei Enkeln. Zu sechst genießen sie die Vorzüge des Hauses: die Lage auf 920 Metern Seehöhe in einem kleinen Dorf mit 300 Einwohnern ohne Durchgangsverkehr, die herrliche Sicht auf den Walgau im Tal und die großzügigen Vier-Blumen-Ferienwohnungen.

Interesse an der Alpe und ihren Produkten

Mit Roswitha und Elmar Latzer haben sie sich längst angefreundet. Elmar, ausgebildeter Skilehrer und Bergführer, brachte der halben Familie das Skifahren bei: zunächst am Übungshang direkt neben dem Haus, Schritt für Schritt dann auch auf den größeren Pisten im Brandnertal, Montafon oder am Arlberg. Im Sommer zieht es die Musacks früher oder später zum Wandern ins wenige Kilometer entfernte Brand. Dieser Punkt steht in diesen Tagen noch fix auf ihrem Programm. Dabei haben sie ein Ziel besonders im Blick: die Alpe Parpfienz. Dieser Ort bedeutet dem Hausherrn viel und die Wertschätzung überträgt sich spürbar auf Gäste. 27 Jahre lang war er Obmann der Agrargemeinschaft Nenzing, zu der diese Alpe zählt. Die Familientradition setzt sich fort: Der älteste Sohn der Latzers hat das Amt des Vize-Obmanns übernommen. Auf der benachbarten Furkla Alpe hat Elmar zudem elf Sommer als Alphirte verbracht.

Fast 200 Stück Vieh sind derzeit „auf Parpfienz“, darunter 60 Kühe. Wenn Elmar von den dort entstehenden Produkten erzählt, beginnen seine Augen zu leuchten. Neben Butter und Bergkäse hat es ihm besonders der magere Sauerkäse, im Dialekt „Sura Kees“ genannt, angetan: „Er ist nicht jedermanns Sache, aber für mich ist er eine Delikatesse und gehört zu jeder Jause dazu.“ „Der Käse ist wirklich besonders lecker“, pflichtet ihm Gabriele Musack bei.

Mutterkuhbetrieb

Der Großteil der eigenen Tiere verbringt den Sommer auf der Alpe. Am Hof in Gurtis geblieben sind nur die Kuh Anna mit ihren beiden Kälbern, 14 Hühner und zwei Katzen. Der Status als Mutterkuhbetrieb ist Elmar wichtig: Anders als in einem Milchbetrieb bleiben die Kälber die ganze Zeit bei ihrer Mutter und führen „ein richtiges Familienleben“, wie Roswitha mit einem Lächeln ergänzt. Auf der anderen Seite pflegen die Tiere „eine Etage höher“ auf der Alpe die Landschaft. „Die Beweidung im Berggebiet ist ein ganz wichtiger Punkt, um die Naturlandschaft zu erhalten“, erklärt Elmar.

Herzlicher Umgang miteinander

Für die Gäste des Berghofs Latzer sind die Tiere ein wichtiger Faktor. Immer wieder sind sie bereits bei Anfragen ein Thema, besonders wenn Kinder mitkommen sollen. Auch wenn sie nicht selbst hineingehen können, ist ein Blick in den offenen Laufstall mit Hühnern und Kühen immer möglich. Haus und Stall gehen direkt ineinander über, das haben die Latzers bewusst so eingerichtet. Wichtig ist ihnen der gute Kontakt zu ihren Gästen, von denen die meisten aus Deutschland kommen. Einige Niederländer und Österreicher sind auch dabei.

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Thorsten Bayer
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