WieWirLeben: Wo man die Natur als Achterl im Glas hat
Eine kleine rote Schubkarre. Die kommt Maria Achs-Wendelin als erstes in den Sinn, wenn sie an glückliche Kindertage zurückdenkt. Am Weingut Wendelin aufgewachsen, lag es ihr von klein auf im Blut, den Eltern stets und überall helfen zu wollen.
Der Wein, ein Naturprodukt
Hand in Hand
„Mit vier Jahren fuhr ich die mit Trauben voll beladene Karre allein die steile Rampe zum Lesewagen hinauf, durfte unter Aufsicht mit der Weingartenschere arbeiten und im Gästehaus zwar etwas wackelig, doch mit der festen Entschlossenheit eines Kindes, Kaffee servieren.“ Am Winzerhof der Wendelins ging immer alles Hand in Hand. „Wir sind aufeinander angewiesen, jeder macht das, was er am besten kann.“ Diese Einstellung teilt auch Paul Achs, Marias Mann. Beide stammen sie aus dem Ort Gols in der Region Neusiedlersee, beide wuchsen sie auf Weingütern auf, beide teilen sie ihre Passion für die Natur und die Traube.
Aus zwei mach eins
Aus einer langjährigen Freundschaft heraus entstand letztlich Liebe. Man entschied sich schnell dafür, auch beruflich gemeinsame Sache machen zu wollen. „Mein Mann bewirtschaftet den Winzerhof Achs, im Herbst möchten wir unseren Betrieb mit dem seinen zusammenfügen. Aus zwei Weingütern wird eins, die Achs-Wendelin Weine.“ Bodenständig, echt und unverwechselbar, so wie die beiden Winzer es sind. Das ist das Credo und der Familienverband ist einverstanden: Maria und ihre Mutter sind für die Gästebetreuung zuständig, während der Vater gemeinsam mit Schwiegersohn und Schwiegereltern die Weingärten bewirtschaftet. Wobei, eine klare Trennung gibt es nicht. Wo Not am Mann ist, dort wird geholfen. „Für die Weingärten braucht man Liebe und Gefühl. Wenn diese gut gepflegt sind, die Traube und die Böden gesund sind, dann wird der Wein gut“, ist Maria überzeugt. Bei der Reife lässt man diesen weitgehend unbeeinflusst. „Der Wein soll werden, wie er werden will. Natürlich könnten wir verschiedenste Dinge hinzugeben, tun wir aber nicht. Er ist ein Naturprodukt und das soll er auch bleiben.“
Der Blick für das Besondere
Dass die Arbeit übers Jahr verteilt nie gleich ist, das will man offen zeigen. „Wir nehmen unsere Gäste überall hin mit, zu den Reben, auf die Felder, zeigen ihnen den Keller und die Fässer und erklären warum Rotwein beispielsweise viel länger braucht, bis er abgefüllt werden kann, als Weißwein. Wir versuchen mit der Natur so umzugehen, dass auch meine Urenkel eine gesunde Erde vorfinden, die sie bewirtschaften können, wenn sie möchten.“ Die Entscheidung, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten, fiel Maria nicht schwer. Zwar arbeitete sie zehn Jahre lang als Volksschullehrerin und war glücklich in ihrem Beruf. Doch nebenher zog es sie immer wieder in den elterlichen Betrieb. Bis eines Tages klar war: Beides klappt nicht, eine Entscheidung musste her. Marias fiel auf den Betrieb. Seitdem steckt sie all ihre Kraft und Energie hinein, welche ihr das Land und der Boden auf deren Art wieder zurückgeben. Ein Leben in Wien wäre für sie nicht vorstellbar. „Ich liebe die Stadt, keine Frage. Aber nach zwei Tagen wird es mir zu eng, da muss ich wieder raus auf meine Felder.“ Und das am liebsten barfuß. Oder hoch zu Ross. Denn über die weiten Wiesen des Burgenlandes zu galoppieren, ihrem Pferd Raum zu geben, damit es vorwärts preschen kann, diese Momente sind es, die Marias Batterien wieder aufladen. Um im Sinne der Qualität weiterarbeiten zu können. Das ist jedem hier am Winzerhof eine Herzensangelegenheit.
Rundum hohe Qualität
„Einen Wein um drei Euro bekommt man im Supermarkt schnell, ich möchte jedoch nicht wissen, was da drinnen ist. Wir achten darauf, dass wir das, was wir machen, auch selber trinken würden.“ Die hohe Qualität spiegelt sich zudem in den Gästezimmern und am Frühstücksbuffet wider: Da kommen ausschließlich Bio-Produkte aus der Umgebung auf den Tisch sowie Selbstgemachtes aus Omas Kräutergarten. Ein weiterer Ort, wo Maria gerne viel Zeit verbringt. „Meine Oma gibt mir viel von ihrem Wissen weiter. Das schmeckt dann einfach ganz anders.“ Handschuhe für die Gartenarbeit, die braucht sie nicht: „Ich muss das Gemüse anfassen können und spüren, wie sich die Erde anfühlt.“ Back to the roots auf der einen Seite, Ja zur Digitalisierung auf der anderen: „Man muss mit der Zeit gehen. Über die sozialen Kanäle erreiche ich den Gast in Norddeutschland und Süditalien gleichermaßen und kann trotzdem zuhause sein. Die Geräte entwickeln sich immer weiter, dadurch wird der Wein ebenfalls besser.“ Und dennoch, trotz Fusion und Expansion will man klein bleiben, ein Familienbetrieb, wo man sich von Herzen über Gäste freut, die zu schätzen wissen, welches Produkt sie kaufen und denen es wichtig ist, zu wissen, woher der Wein kommt.