Wo sich Mensch und Tier ohne Worte verstehen
„Wir sehen uns als Botschafter für alle, die noch nie auf einem Bauernhof waren oder auf einem Hof mitgearbeitet haben. Probiert es doch einfach mal aus!“ Lisi Lottermoser ist Biobäuerin aus Werfenweng und die gute Seele des Vorderoberlehengutes.
Lisi empfängt uns an einem warmen Frühlingstag auf dem Vorderoberlehengut. Die Wiesen blühen in kräftigem Grün und hinter dem Biobauernhof erstreckt sich das traumhafte Bergpanorama des Tennengebirges. „Bei uns beginnt die Alm gleich hinter dem Feld“, erzählt Lisi, während wir den Kühen in ihrem Sommerquartier einen Besuch abstatten. Von Mitte Mai bis Ende August sind sie auf den Almen und rund um den Hof unterwegs.
Als wir Lisi beim Umgang mit den Hoftieren beobachten, spüren wir sofort die innige Beziehung zwischen Mensch und Tier. Die Bäuerin zeigt besonderes Feingefühl für die vierbeinigen Hofbewohner. Und tierische Bewohner gibt es jede Menge. Pferde, Kühe, Kälber, Katzen, einen Hund, Ziegen und Hasen. „Im Sommer bieten wir Kutschenfahrten und geführte Ausritte mit unseren Noriker-Stuten an. Da schauen die Besucher immer, wie temperamentvoll Stuten sein können“, lacht Lisi. Im Winter sind Ausflüge auf dem Pferdeschlitten besonders beliebt bei den Hausgästen.
Wir folgen Lisi weiter in das moderne Bauernhaus, wo sie uns durch die Ferienwohnungen führt. „Mein Mann und ich haben den Hof 2014 von meinen Schwiegereltern übernommen. Ferienwohnungen werden bei uns aber schon seit Ende der 70er-Jahre vermietet.“ Heute gibt es auf dem Vorderoberlehengut vier Ferienwohnungen, aufgeteilt auf zwei Häuser. Von Mitte Juni bis Ende September ist Familie Lottermoser in diesem Jahr ausgebucht.
„Unsere Gäste schätzen am meisten den echten Bauernhof, der nach wie vor gelebt wird“, erzählt Lisi, während sie uns den Hof zeigt. „Wir haben Gäste, meistens Kinder, die um 05.15 Uhr morgens schon auf der Stiege auf uns warten und mit uns in den Stall gehen. Sie stellen sich extra den Wecker, damit sie schon in der Früh dabei sein können.“ Mithelfen dürfen alle Hausgäste am Vorderoberlehengut, wenn sie möchten. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft schätzen auch die vielen Stammgäste. Über die Jahre haben sich Freundschaften, vor allem zwischen den beiden Söhnen von Lisi und Rupert und den Gastkindern, entwickelt.
Die Aufgaben am Hof haben sich Lisi und ihr Mann gut aufgeteilt. Rupert ist vor allem zuständig für die Felder, den Wald, die Maschinen und Erntearbeiten. Lisi kümmert sich vorwiegend um die Ferienwohnungen und um die Verarbeitung der Lebensmittel, geht aber auch in den Stall. Am Vorderoberlehengut ist die Herstellung von Bio-Produkten ein großes Thema. „Wir haben Bienen, produzieren Joghurt, Milch, Topfen, verschiedene Marmeladen und mehr“, erklärt uns Lisi. „Unsere Gäste sagen oft, sie haben gar nicht gewusst, dass die Milch oder der Topfen so gut schmecken können.“
Auch Brot wird am Hof noch selbst gebacken. Uns zwar in einem über 100 Jahre alten Brotbackofen. Das Backen hat Lisi von der Oma ihres Mannes gelernt. „Da gibt es kein Rezept, ich habe es überliefert bekommen. Man probiert es dann einfach selbst und mir taugt es, wenn das Brot gut gelingt.“ Die selbst hergestellten Produkte werden im Anschluss im Werfenwenger Bauernladen verkauft, der auch bei den Gästen sehr gut angenommen wird.
Werfenweng ist nicht nur in Sachen Bio-Kultur ein Vorzeigeort, sondern auch auf dem Gebiet der sanften Mobilität. Als Urlauber kann man sein Auto für die Dauer des Aufenthalts abstellen und sich ein Elektroauto ausleihen. Und für zahlreiche Freizeitaktivitäten kommt man hier ebenfalls ohne Auto aus. Diesen Nachhaltigkeitsgedanken teilt auch Familie Lottermoser, die offizielles Mitglied des SAMO-Konzeptes (Sanfte Mobilität) ist. Stressfrei, ohne Hektik und mit viel Leidenschaft für Hof und Tiere - so sieht auch der Urlaub am Vorderoberlehengut in Werfenweng aus.