Mir san vorbereitet
Was für ein Winter: Schnee, Sonnenschein … und Lockdown. Gastgeber vermissen ihre Gäste! Wie haben die bäuerlichen Vermieterinnen und Vermieter eigentlich die letzten Monate verbracht?
Urlaub am Bauernhof-Betriebe zeigen sich persönlich.
Eine Serie quer durch die Bundesländer von Elisabeth Freundlinger
„Es ist schon irgendwie zum Haare Ausreißen … eigentlich sind so kleinstrukturierte touristische Angebote wie Urlaub am Bauernhof doch bestens für diese Situation gerüstet“, sagt Angelika Wagner vom Bio-Bauernhof Ebenbauer im niederösterreichischen Waidhofen an der Ybbs. Die junge Frau hat mit Ehemann Georg vor vier Jahren den elterlichen Hof übernommen und – mit Hilfe der ganzen Familie – ausgebaut. Sie hat eine Ausbildung zur Humanenergetikerin absolviert und ein tolles Wellnessprogramm für ihre Gäste auf die Beine gestellt – und jetzt der Stillstand. Das ist nicht immer leicht zu verstehen.
„Alles ist fertig: Das Gästehaus auf Hochglanz geputzt, der Yogaraum, Sauna und Ruheraum sind bereit. Dass wir jetzt keine Gäste aufnehmen dürfen, ist hart.“ Andererseits hatte dieses Jahr auch etwas richtig Gutes für die Ebenbauers: Der kleine Anton, inzwischen 14 Monate, hatte mehr Mama-Zeit als ursprünglich geplant. „Ja, das stimmt. Anton ist unser Lichtblick! Wir haben die letzten Monate mit ihm so sehr genossen!“
Gesundes Fasten
Das Angebot, das Angelika gemeinsam mit ihrer Kollegin und Freundin Ramona Sampl zusammengestellt hat, ist gut durchdacht: Eine Fastenwoche als effektive Reinigungsmethode für Körper und Geist und zur Stärkung des Immunsystems. In Zeiten wie diesen notwendiger denn je. Leider müssen die engagierten Fastenbegleiterinnen noch warten, bis sie ihr Programm an die Gäste bringen können. Anfragen haben sie allerdings schon jede Menge.
„In der Gruppe fällt das Fasten leichter“, meint Angelika Wagner. „Wir planen die Fastenwochen deshalb für Kleingruppen mit maximal zehn Personen. Ramona und ich stehen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die ganze Zeit mit Informationen und Beratung zur Seite. Außerdem bereiten wir ein Rahmenprogramm vor. Jede Fastenwoche wird unter einem jahreszeitlich passenden Motto stehen.“
Gymnastik und Ausflüge in die nahe Umgebung – rundum gibt es viele keltische Kraftplätze – runden das Programm ab. Und natürlich gibt’s da noch den der Bauernhof, der ja an sich schon ein Erlebnis darstellt.
Traumhaftes Mostviertel
Am Biobauernhof Ebenbauer wird Milchwirtschaft und Kalbinnenaufzucht betrieben. „Bei uns gibt’s die ganze Vielfalt an Bauernhoftieren: Katzen, Hendln, Schafe und ein Hund“, berichtet die Jungbäuerin. „Alle arbeiten und helfen zusammen, denn allein wäre das nicht zu schaffen.“ Der alte Hof – der unterste Stock ist mehr als vierhundert Jahre alt, liegt malerisch in der Landschaft. Von hier aus sieht man weit in die Voralpen. Das hügelige Mostviertel ist ja sowieso ein Paradies für Wanderer und Genießer. Die ideale Kulisse also für alle, die sich vom Alltagsstress erholen wollen. „Als Green Care-Betrieb bieten wir schon länger Auszeitwochen für Lebenshilfegruppen an“, erzählt Angelika. „Ich habe die letzten Monate genützt, um das Angebot nun auch für die Urlaub am Bauernhof-Gäste zu gestalten.“ Die Diätologin Ramona Sampl ist nicht ihre einzige Kooperationspartnerin. Angelika Wagner nützt die Kontakte, die sie bei ihrer Ausbildung geknüpft hat und holt immer wieder externe Partner ins Boot. So kann der Urlaubsgast vom Biohof Ebenbauer auch Waldpädaogik oder Kräuterpädagogik schnuppern.
Gesund essen geht aber auch!
Fasten ist heilsam, aber Essen kann auch gesund sein, wenn die Produkte regional, saisonal und biologisch sind. Insofern hat der Hof auch abseits vom Fasten etwas zu bieten. Zum Beispiel das Biofrühstück, das Bäuerin Rosi (Angelikas Eltern Fritz und Rosi sind noch Betriebsführer) eigenhändig zubereitet. Das Bauernbrot ist frisch gebacken, die Kräuter stammen aus dem eigenen Kräutergarten.
„Und an guaten Most gibt’s bei uns auch immer zum Kosten!“, lacht Angelika.
Lichtblick
Nicht nur die Gäste werden am Biohof Ebenbauer sehnsüchtig erwartet. „Im Frühjahr – um Ostern herum – brüten wir immer selber unsere Küken aus“, erzählt die Jungbäuerin. „Es ist jedes Mal wieder ein Wunder und Erlebnis, dass in 21 Tagen ein Lebewesen entstehen kann. Die Vorfreude ist bei uns immer riesig, letztes Jahr sind von 24 Eier 18 geschlüpft. Erstmals hat das auch Anton miterlebt, und er hat gleich ein paar Freundschaften geschlossen!“