Frechheit siegt!
Maria Höpflinger hat ein flottes Mundwerk. Oder sagen wir es so. Wenn sie mal erzählt, dann geht’s dahin. Über ihr Leben, den Hof, die Familie und ihre Gäste, denen sie -wohlgemerkt freundlich - schon mal Grenzen setzt. Marias Lebensmotto lautet: „Wos i moch, des moch i g’scheid“. Ein Grund warum sie der Zimmervermietung anfangs skeptisch gegenüberstand. Heute führt sie teilweise stundenlange Gespräche mit den Gästen, spürt was sie wollen und bindet sie in den Tagesablauf am Hof ein.
Schuld war die Koppler Sommergaudi. Ohne es zu wissen, gehe ich davon aus, dass es sich dabei um eine Art Gegenthese zu den Salzburger Festspielen handelt. Also kein hochkulturelles Stadt-Tam-Tam, sondern garantiert Promi-freie Zone und land-lockeres Abfeiern. Auf der Discoparty in besagtem Nachbarort hat Maria nämlich ihren Zukünftigen kennengelernt. Und in Ebenau, wo der Bauernstand noch was wert ist, war dieser doch erstaunt, dass er von der jungen Salzburgerin gar nicht als solcher erkannt wurde. „Er ist sogar heute noch sauer, dass ich nicht gleich mit ihm heimgefahren bin“, lacht die Eingeheiratete rückblickend und herzhaft, während sie am großen Holztisch in der Stubn sitzt, als hätte sie nie woanders gelebt. Alle anderen hätten sich damals hinter vorgehaltener Hand bereits darüber unterhalten und waren sehr angetan vom „großen Bauern“, bei dem die Maria an den Haken gegangen ist. Das liest sich wie eine klischeebeladene Episode österreichischer Landsommerstories, wie es sie so sicher zahlreich gibt. Diese hier ist aber ein sehr schönes Abenteuer von jemandem, der angekommen ist.
„Ich verbiege mich nicht für Klischees.“
Maria hat ihre Ecken und Kanten, ist ganz sicher keine der Sorte „glattgebügelte Gastgeberin“, obwohl sie doch fast schon etwas „angepasst“ meint, dass man als Vermieterin eben nicht nur immer da, sondern stets auch nett und freundlich sein muss. Die zahlreichen Qualitätsfibeln, die in der Branche zirkulieren, würden das wohl genau so formulieren. Maria hingegen liebt Regeln, denn die sind nötig, damit das Zusammenspiel aus Stall und Vermietung am Hof funktioniert. Das sind keineswegs starre Verhaltensnormen, aber stundenlange Gespräche mit den Gästen verlangen zumindest nach einem Zeitkorridor. Gut so, denn das sagt immerhin eine Bäuerin, deren Tagesritual nicht mit Frühstück beginnt sondern zuerst den Weg in den Stall findet und dann noch die Kinder versorgt. „I bin wia i bin und da Hof is wia a is“, so ein weiteres würziges und doch sehr sympathisches Statement der Wahl-Ebenauerin. Ihr Motto scheint eine verträgliche Philosophie zu sein, denn es kommt vor, dass die Gäste ihr eigenes Stallgewand inklusive Gummistiefel mitnehmen und von Maria zum Ausmisten eingeteilt werden (Anmerkung: Natürlich nur jene, die das auch freiwillig tun wollen). Urlaub reloaded. Ganz selten spült das Gastgeberschicksal auch Urlaubertypen an den Mühlbauernhof, die sich in der weißen Sommerhose auf das aktive Stallerlebnis einlassen. Aber auch in diesem Fall bleibt Maria ruhig und tut, was getan werden muss. Erfahrungen prägen das Leben und binden Gäste noch mehr an den Ort des Urlaubsgeschehens, dachte sie sich wohl. Das helle Sommergewand wurde wieder saubergebleicht.
„Komote Leut’ sind okay, egal wo sie herkommen.“
Ein Aufenthalt am Bauernhof ist Urlaub mit viel persönlicher Nähe. Die Gastgeber sind immer da und die Bettenkapazität ist sehr überschaubar. Das schafft Nähe. Unverhofft auch im Fall einer Urlauberfamilie mit zwei Kindern, die just am Silvesterabend bemerkte, wie radikal ruhig das winterliche Landleben abseits von Raketen, Sekt und Mitternachtswalzer sein kann. Was verzweifelt begann, endete in einem familienverbindenden gemeinsamen Raclette-Essen am Hof. Näher geht gar nicht. Spontanität ist das Salz in der Suppe. Daheim wie im Urlaub. Kann man aber nicht buchen.
Sollte Höpflingers Akku mal auf Notstrom schalten, findet sie in der näheren Umgebung ihres Hofs Ausgleich, Entspannung und Ruhe. „Wir haben zwar nicht viel, aber das, was wir haben, ist sehenswert“, beschreibt die Landwirtin die touristische Erlebnisqualität der auch in der Hochsaison ruhigen 1.400 Seelen Gemeinde mit Mozartstadtnähe. Ihr persönlicher Hotspot (ohne dass sie dafür wirklich diese Worte verwendete) ist das „Naturdenkmal Plötz“ mit dem imposanten über fünfzig Meter hohen Wasserfall. Tipp: Der Ebenauer Mühlenwanderweg (ein leicht- bis mittelschwerer, familientauglicher Rundweg mit ca. 2 Stunden Gehzeit) führt dorthin.