Gebrauchsanweisung für Almhütten Teil 10: Maus, Graus und Spuk in der Almhütte
Stell dir vor…
Stell Dir vor … Frühmorgens, zurzeit des sommerlichen Sonnenaufganges, steht vor einer aus Holz erbauten Almhütte ein Auto, aus dem sich missmutig zwei junge Menschen heraus quälen, dick vermummt, zerstrubbelt und offensichtlich sehr grantig. Sie begeben sich in die Hütte, schmeißen ein paar Gepäckstücke in ihr Auto und fahren flott den Berg hinunter. Was war geschehen?
In dieser Hütte spukt es!
Der Vermieter der sehr schönen Almhütte hat es mir noch am Morgen desselben Tages erzählt. Das Pärchen hatte am Vorabend die Hütte bezogen und wollte 14 Tage lang zum ersten Mal in seinem Leben so etwas wie einen romantischen Hüttenurlaub erleben. Daraus wurde in diesem Fall leider nichts, denn in der Nacht begann es in der Almhütte zu krachen, zu rascheln, zu knarren, zu knaxen. Es spukt in der Hütte, war das Paar überzeugt und ergriff in Panik die Flucht ins eigene Auto, um dort die Nacht zu verbringen. Da halfen auch keine Erklärungen des Vermieters mehr, das Paar reiste ab. Ans Meer, wie es, noch immer vom „Spuk“ gezeichnet, mitteilte und enteilte. Diese Geschichte wäre eigentlich lustig, wenn sie nicht wahr wäre.
Wie es sicher die meisten von uns wissen, bringt es Förster Rudi Wirtitsch, bestätigt durch sehr lange berufliche Erfahrung, auf den Punkt: „Holz arbeitet eben! Es nimmt Feuchtigkeit auf, wann immer Feuchtigkeit da ist. Und wenn die Sonne von außen oder der Ofen von innen die Feuchtigkeit wieder auftrocknen lassen, beginnt der Spuk des Holzes, es knackt, knarrt, gibt die typischen Geräusche von sich.“ Und muss man das einfach aushalten? Rudi: „Ja, muss man! Aber es gibt Trost. Wenn man weiß, woher die Geräusche rühren, hat man sicher keine Spukangst mehr. Außerdem kommen diese Töne ja nicht permanent, sondern nur dann, wenn das Holz nach der Feuchtigkeit gerade austrocknet. Und drittens hat man mit Holz ganz sicher nur Natur um sich.“
Geräuschkulisse in der Almhütte
Weil wir gerade dabei sind: Es könnte natürlich auch ein Mäuschen gewesen sein! Lass daher in der Hütte keine Lebensmittel offen herum liegen, dann wird das Mäuslein bald verschwunden sein. Ganz abgesehen davon, dass die Almhüttenvermieter Dir mit großem Ernst schon aus eigenem Interesse eine mausfreie Almhütte übergeben wollen. Übrigens: Mäuschen sind ganz possierliche Tierchen. Wenn es Dir gelingt, beobachte sie, wirkt sehr beruhigend!
Bei unserm Maus- und Spukgespräch weist Förster Rudi noch auf ein Geräusch hin, das für einen Menschen, der es nicht kennt, schon ziemlich grauslich sein kann. Es ist im Spätherbst das Röhren eines Hirsches, also sein Brunftschrei. Keine Aufregung, nach dieser Warnung wirst Du es erkennen, der Hirsch zieht weiter – kommt aber sehr oft wieder. Versuch den Gesellen zu beobachten, es ist eindrucksvoll. Rudi erzählt auch noch die Geschichte, als chinesische Gäste in Hallstatt wegen der Brunftschreie der Hirschen, die sie nicht kannten, Hals über Kopf abreisten.
Ein unerträgliches Kratzen und Klopfen in der Hütte, das sehr enervierend sein kann, könnte von einem Siebenschläfer kommen. Er rumort nur des Nachts, tagsüber zieht er sich friedlich zurück. Aus eigener Erfahrung sage ich, dass er entzückend ausschaut – wenn er gerade nicht „arbeitet“.
Sollte sich einer in Deiner Almhütte betätigen, verständige bitte umgehend Deinen Vermieter, er wird den Rumorer fachmännisch außer Haus bringen. Was er wahrscheinlich sowieso schon viel früher getan hat, damit die Gäste ruhig schlafen können.
Bei dieser Gelegenheit erzählt Rudi auch noch, wie man das „Außer-Haus-bringen macht: „In ein großes, mindestens fünf Liter fassendes Glas legt man gedörrte Marillen oder Zwetschken und legt lose ein passendes Brettl auf das Glas. Der Siebenschläfer wird von der Falle magisch angezogen - er scheint ein Leckermäulchen zu sein - stürzt ins Glas, und man kann ihn damit in weiterer Entfernung in die Freiheit entlassen.“ Bitte nicht selbst machen, sondern den Fachleuten überlassen, rät Förster und Jäger Rudi noch.
Blitz und Donner in der Almhütte
Weitere Spuk-Geräusche, die nicht zu übersehen und zu überhören sind: Blitz und Donner! Das heißt, Lärm macht ja nur der Donner, aber der Blitz macht auch Angst. Keine Sorge! Sehr viele Almhütten haben einen Blitzableiter. Unabhängig davon haben die Erbauer von Almhütten der vergangenen Generationen ganz genau gewusst, auf welchem Platz eine Almhütte am wenigsten blitzgefährdet ist. Und Neu-Erbauer wissen das auch! Und statistisch gesehen, schlägt nur alle 600 (!) Jahre ein Blitz in eine Almhütte ein. Das ist, wie ich auch aus eigener Erfahrung weiß, nicht unbedingt beruhigend, wenn es auf der Alm blitzt und donnert. Aber bleib ruhig, kuschel Dich ein, und wenn Du kannst, betrachte das Naturschauspiel entspannt. Nirgends bist Du der Natur so nahe!
Kleine, grausliche Tierlein?
Ich hoffe, Du graust Dich nicht vor Spinnen. Sind ja auch ganz harmlose Tierchen, Vogelspinnen pflegen im Allgemeinen in Almhütten ja nicht zu leben. Also, Ruhe bewahren und ins Freie bringen. Bitte dabei nicht zerdrücken. Auch Fliegen können in einer Almhütte lästig werden, leider. Aber da gibt es ja probate Mittel, die in einer Almhütte meist vorrätig sind. Bei Ameisen, die auf einer Almhütte eher selten sind, versuche sie mit Wasser oder anderen Leckereien auf eine andere Ameisenstraße zu locken. Funktioniert auch, meistens.
Der goldene Tipp
Der ist heute nicht so ernst gemeint:
Ich kenne den Platz der beschriebenen Geisterhütte. Dort steht heute eine sehr schöne, äußerst komfortable Almhütte … ihren Namen habe ich leider, leider vergessen!