Iva Schells Glück auf der Alm

Almgeschichten, 19.07.2022, Notburga Samrock

Eine prominente Familie erzählt vom Glück auf ihrer Generationen-Alm in Kärnten.

 

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Die Almhütte von Iva Schell  | © Urlaub am Bauernhof / Schell

Wenn Du einen Menschen kennenlernen willst, musst Du ihn auf die Alm einladen.

Maximilian Schell

Die ganze Welt kennt Oscar-Preisträger Maximilian Schell! Er war jahrzehntelang internationaler Theater- und Filmschauspieler, Regisseur, Produzent und Autor. Aber nicht viele seiner Fans wussten, dass er auch ein bekennender Almliebhaber war und viel Zeit in seiner Almhütte in Kärnten verbracht hat.

Und das kam so: Sein Großvater, ein Wiener Arzt, reiste seinerzeit immer wieder zur Jagd nach Preitenegg. Er ließ sich dann eine Hütte mit wunderbarem Ausblick in 1300 m Seehöhe hoch über Preitenegg erbauen. In den folgenden Jahrzehnten hat die gesamte Familie Schell einschließlich Maria Schell, der Schwester von Maximilian, die Ferienzeiten auf der Alm verbracht, um Energie zu tanken für ihre anstrengenden künstlerischen Berufe. Der Oscar-Preisträger tat das auch oft und reichlich. Einer seiner Filme aus 1958 hatte den Titel „Das Glück auf der Alm – Ein wunderbarer Sommer.“ Wie passend! In seinem „Ruhestand“, von dem man ja nicht wirklich sprechen konnte, da er ja immer wieder auch von der Alm aus arbeitete - sagen wir also, als er etwas weniger international unterwegs war - verlegte er auch seinen Hauptwohnsitz auf die Alm. Er hatte übrigens ein ganz herzliches Verhältnis zu den heimischen Alm- und Bergbauern. Bezeichnend: Wenn man heute, acht Jahre nach seinem Tod, im Dorf nach der Auffahrt zur Schell-Alm fragt, hört man: „Aha, zum Maximilian willst?“

Eine Künstlerin in ihrer Almhütte

Die weitere Almgeschichte eines großen Künstlers schrieb das Leben. Sieben Jahre bis zu seinem Tod hat er mit seiner nunmehrigen Witwe Iva in dieser Almhütte gelebt. Das vielleicht Ungewöhnliche war der Beruf von Iva Schell. Sie war und ist Sopranistin in den Genres Operette, Oper, Musicals und auch Konzertsängerin und auf vielen Bühnen in Deutschland und Österreich und darüber hinaus zu Hause. So erstaunlich war das noch nicht, denn schließlich war ihr Mann ja auch Künstler. Aber wie Iva Schell das Almleben angenommen hat und in bewundernswerter Weise meistert, ist schon außergewöhnlich. Denn wie sie selbst sagt, wurde ihr das nicht an der Wiege gesungen. Sie war ein Stadtmädel, hatte die Natur zwar gerne, aber mit Bergen absolut nichts am Hut. Beim Besuch auf der Alm, mit einigen Fragen im Gepäck, kommt Iva Schell fröhlich lachend aus der Hütte gelaufen. Sie hat gerade die Katzen gefüttert und will dann noch Pünktchen und Anton, die zwei Mini-Hängebauchschweine versorgen, bevor sie weiter aus ihrem Leben erzählt.

Frau Schell war zunächst nach dem Tode ihres Mannes nach Wien gezogen, von dort aus konnte sie ihre zahlreichen Engagements in Theater- und Konzertsälen leicht bedienen. Aber vor drei Jahren hat sie sich entschlossen, ihren Lebensmittelpunkt auf die Kärntner Alm zu verlegen. Heute ist sie sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung, wie sie aus tiefstem Herzen zugibt. Warum? „Weil ich meine innere Heimat und zu mir selbst gefunden habe, weil ich hier sein kann, wie ich bin. Hier ist Kreativität ganz wichtig, hier kann ich meine Emotionen ausleben.“

 

Und wie lässt sich ein doch etwas entlegener Wohnsitz mit dem Beruf als Sängerin vereinbaren?

„Ob ich von Wien oder von der Alm aus zu einem Engagement fahre, bleibt sich wohl gleich. Vielleicht dauert die Anreise, mit ein paar Kurven mehr den Berg hinunter, etwas länger. Außerdem kann ich in der Hütte üben, soviel und vor allem, wann ich will. Das hat man sonst nicht so leicht. Und Natur im Einklang mit Musik ist mir ganz wichtig.“

Klar, nicht immer ist alles easy!

Die Künstlerin sieht natürlich auch die Schwierigkeiten am Almleben. Was muss man mitbringen für ein ganzjähriges Almleben? Iva Schell sieht das ganz pragmatisch. Sie sagt bodenständig, welche Eigenschaften man haben sollte, um auf einer Alm leben zu können: „Man muss irgendwie abenteuerlustig sein, naturverbunden sowieso, man darf keine Angst vor viel körperlicher Arbeit und auch nicht vor Dreck haben. Man darf keine Angst vor dem Alleinsein und auch nicht vor der Einsamkeit haben. Man sollte nicht schreckhaft sein und auch mutig. Und ja, man muss auch bereit sein, viel Zeit beim Autofahren zu verbringen, denn meine Almhütte soll ja keine Eremitenklause sein.“

Iva hat viele und hervorragende Kontakte zu den Einheimischen im Dorf, sie ist einfach eine von ihnen und wird von allen geliebt und geachtet. Ungefragt und begeistert erzählen Almbauern, welch wunderbaren Konzerte sie in Kirchen und Sälen im Dorf und im Talort für die Bevölkerung gibt. „Und das noch dazu gratis“, fügt man bewundernd hinzu. Die fünfjährige Tochter von Iva Schell besucht im Dorf den Kindergarten. Das Töchterchen war auch ein Grund für den Wohnsitz „Alm“, denn Frau Schell wollte ihrem Kind ein ganz freies Aufwachsen ermöglichen. Sie findet, dass das Mädchen das auch sehr genießt.

Das Glück auf der Alm

Und wie sieht Iva Schell die Zukunft ihrer Almhütte? Die Zukunft hat hier schon begonnen!

Frau Schell hat in Zusammenarbeit mit „Brixis bunter Ponywelt“ neben der Hütte einen Ponyreitplatz gebaut und Brixi, alias Brigitta Penz, bietet reitpädagogische Aktivitäten für Kinder bis ca. zehn Jahren an. Die Ponys sind auch auf der Alm untergebracht. Nicht genug damit, vermietet Iva auch Teile ihrer Almhütte. Wie man im Internet bei den Bewertungen nachlesen kann, durchaus erfolgreich. „Iva war uns eine sehr gute und herzliche Gastgeberin“, kann man da lesen

Iva Schell hat beobachtet, dass alle Menschen, die zu ihr auf die Alm kommen, sofort glücklich und zufrieden sind. Und genau so empfindet man es auch bei ihr selbst, wenn man mit ihr redet. Auf dieser Alm wohnt eine herzliche, rundum glückliche Frau und Künstlerin!

Notburga Samrock
Almhüttenexpertin, 12 Artikel
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