Luna & Luna
Wie die Kinder dreinschauen – und auch die Eltern – wenn sie zum ersten Mal Rohmilch trinken, das ist jedes Mal ein tolles Erlebnis für alle Beteiligten – auch für Jungbäuerin Magdalena Kollroß vom Mittereibenbergerhof im oberösterreichischen Mühlviertel. Beim Melken zuschauen dürfen und dann gleich die frische Milch kosten, ist für Stadtkinder keine Selbstverständlichkeit, sondern gehört zu den Abenteuern, die sie am Bauernhof so lieben. Auch die Bäuerin genießt diese Momente.
Urlaub am Bauernhof beschert nicht nur den Gästen schöne Erinnerungen. Auch die Gastgeber denken gern an gemeinsam Erlebtes zurück und freuen sich auf bessere Zeiten.
Eine Serie quer durch die Bundesländer von Elisabeth Freundlinger
Was Schöneres kann man gar nicht erleben!
„Wir sind ein aktiver Betrieb“, erzählt Magdalena Kollroß. „Es ist uns wichtig, dass unsere Urlaubsgäste die Landwirtschaft authentisch erleben können. Mit allem, was dazugehört.“
Auf dem Bauernhof Mittereibenberger sind Kinder im Stall willkommen und dürfen gern auch anpacken, wo es möglich ist. Anfangs wird meistens nur geschaut und gestaunt. Gern helfen die Kinder dann gleich beim Füttern der Tiere.
„Unsere Gäste sagen immer, dass die Milch bei uns ganz anders schmeckt, als sie es gewohnt sind – viel besser natürlich! An diesem besonderen Geschmack hängt ja alles dran: Dass sie vorher beim Melken zugeschaut haben, auch der Geruch und die Atmosphäre im Stall … das alles schmecken sie in der Milch. Für viele Gäste ist das ein Aha-Erlebnis, eine ganz besondere Natur-Erfahrung. Und ich freu mich immer, wenn ich diese Erfahrung vermitteln kann!“
Magdalena lebt seit 30 Jahren am Hof, den sie in den nächsten Jahren mit ihrem Mann Martin von ihren Eltern übernehmen wird. Tochter Theresa geht vom ersten Tag an mit in den Stall und freut sich an den Tieren.
Regina und Josef Mühlbachler (Magdalenas Eltern) bewirtschaften den Hof seit 1983. Urlaub am Bauernhof wird seit 1974 angeboten (2 Doppelzimmer und 1 Familienzimmer). Das Vermieten ist am Bauernhof Mittereibenberger eine lange Tradition, mit der Magdalena groß geworden ist. Sie selbst hat schöne Erinnerungen an ihre Kindheit mit den Gästen. „Der Sommer war immer ein Traum für mich und meine Schwester Elisabeth. Es waren immer Kinder zum Spielen da und manchmal durften wir sogar auf einen Ausflug mitfahren.“
Mit Herz und Seele dabei
Den Gastgebern vom Mittereibenbergerhof ist es wichtig, Landwirtschaft authentisch zu vermitteln. „Unsere Gäste sollen mit viel Wissen, Respekt und Wertschätzung für unsere Arbeit wieder heimfahren. ‚Ihr habt es hier soooo schön!‘, sagen sie immer mit verträumten Augen. Dann erklären wir ihnen, wie viel Arbeit und Leidenschaft dahintersteckt. Diese schöne Landschaft haben wir, weil wir die Wiesen und Felder aktiv bewirtschaften“, sagt Magdalena Kollroß.
Nicht nur die Landschaft – der Mittereibenbergerhof selbst ist eine Augenweide. Der Bauernhof wurde um 1400 das erste Mal erwähnt, und es steckt viel Arbeit und Liebe dahinter, dass alles so schön erhalten blieb. Zurzeit leben drei Generationen am Hof: Magdalena und Martin, die Eltern und Töchterchen Theresa.
Der Mittereibenbergerhof liegt nur wenige Kilometer von der Marktgemeinde Liebenau entfernt in traumhafter Alleinlage. Hier zeigt sich das Mühlviertel von seiner romantischsten Seite. Diese hügelige und urtümliche Region im Nordosten Oberösterreichs gilt als Heimat der Bierbrauer, der Weber und des Handwerks. Oft verbindet sich hier das Bäuerliche mit dem Künstlerischen. So auch am Mittereibenbergerhof: In seiner Kunstwerkstatt fertigt Martin Kollroß, wann immer ihm Zeit bleibt, wunderschöne, filigrane Holzarbeiten.
Gelebte Milchwirtschaft
Der Hof selbst wird mit Milchwirtschaft betrieben. Momentan leben 36 Kühe und 20 Kälber und Jungrinder am Hof. Auch das Fleisch der Tiere wird für den Eigenbedarf verwertet. Diese Information kriegen auch die Gäste. „Manche Kinder schauen da schon erstaunt, und viele wundern sich, dass wir die eigenen Tiere essen. Aber wenn wir ihnen dann von den Abläufen am Hof erzählen, verstehen die Kinder das. Wir bemühen uns um eine offene Kommunikation und erklären unseren Gästen, wie wir mit den Tieren umgehen. Sie haben es gut und bekommen gesundes Futter. Deshalb ist das Fleisch bei uns auch so besonders. Außerdem“, lacht Magdalena stolz, „schmecken unsere Käsekrainer so gut, da greifen beim Lagerfeuer alle zweimal zu!“
Das Würstelgrillen am Lagerfeuer ist im Sommer für Vermieter wie Gäste am Mittereibenbergerhof ein wöchentliches Highlight. „Die Kinder haben ja meistens zu wenig Geduld, um ihre Würste lang genug zu grillen, die spielen lieber mit unserer kinderfreundlichen Hündin Stupsi. Aber den Eltern taugt das sehr, wenn sie beim Feuer sitzen und in die Flammen schauen, dem Brutzeln der Würste zuhören. Da schrauben sie sich dann so richtig runter.“
Das ist ja das Schöne am Bauernhof-Urlaub: Alle haben was davon. Harmonie pur, da gibt’s auch keine Konflikte oder Spannungen. Oder?
„Nicht wirklich. Aber manchmal spielen sich innerhalb der Familien kleine Wettbewerbe ab … etwa nach einer Tiergeburt“, erzählt die Bäuerin, „wenn die Gäste den Namen des neuen Bauernhofbewohners aussuchen dürfen. Manchmal wird das regelrecht zum Familienprojekt. Letztens haben wir nur vorgegeben, dass der Name des in der Nacht geborenen Stierkalbs mit einem V anfangen muss. Und dann haben sie angefangen zu diskutieren. Die einen waren für Vitus, die anderen für Valentin.“ Team Papa hat sich übrigens schließlich durchgesetzt, der kleine Stier heißt jetzt Valentin.
„Es bedeutet den Gästen sehr viel, ein Tierbaby zu benennen. Das schafft eine starke Beziehung. Ich erinnere mich noch, wie glücklich die kleine Luna – inzwischen schon ein junges Mädchen – war, als sie ihren Namen an das neugeborene Kälbchen weitergeben durfte. Auch für uns war das sehr berührend.“
Und so blieb auch für Familie Mühlbachler/Kollroß die Kuh namens Luna immer mit der Erinnerung an ein strahlendes Kindergesicht verbunden.