Stadtbäuerin mit Herz und Seele
Die Stadt Salzburg ist für Vieles bekannt, als Geburtsstadt von W. A. Mozart, Veranstaltungsort der Salzburger Festspiele, UNESCO Weltkulturerbe, Heimat der Salzburger Nockerl oder Drehort von „The Sound of Music“. Dass Salzburg eine sehr grüne Stadt ist, ist weniger bekannt. Im Stadtgebiet gibt es noch 80 aktiv bewirtschaftete Bauernhöfe, die sogenannten Stadtbauernhöfe. Und auf einem davon kannst du jetzt deinen Urlaub verbringen.
Steffi Rehrl ist Stadtbäuerin und bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Gerhard den Biohof Schlagerbauer in der Stadt Salzburg. Der Hof liegt nur etwa 2 km Luftlinie vom Salzburger Dom entfernt und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bis 1750 gehörte der Hof zur Graf Firmianischen Hofmark Leopoldskron, was du an einigen architektonischen Details durchaus noch erkennen kannst, wenn du ein Auge für solche Dinge hast. Vor etwa 170 Jahren haben Steffis Vorfahren den Bauernhof gekauft und seither bewirtschaftet und von Generation zu Generation weitergegeben.
Heute wohnen 23 Milchkühe und ihr Nachwuchs im modernen Laufstall und nehmen die urbane Nachbarschaft gar nicht wirklich wahr, weil sie beim täglichen Spaziergang nur Augen für die saftig grünen Wiesen haben. 300 Legehennen sind im mobilen Hühnerstall zuhause und legen Dank großem Auslauf und wahrscheinlich auch wegen der wunderschönen Aussicht auf den Untersberg, den Hausberg der Salzburger, besonders schmackhafte Eier. 3 Kaninchen und Hofkatze Elsa holen sich täglich ihre Streicheleinheiten und komplettieren den Viehbestand.
Ein Bauernhof in der Stadt – Chance oder Herausforderung?
Was unterscheidet eigentlich einen Bauernhof am Land von einem Bauernhof in der Stadt? „Der Unterschied ist vielleicht, dass wir auf engerem Raum mit viel mehr Menschen zusammenleben. Menschen, die unterschiedlichste Interessen haben und mehr oder weniger über Landwirtschaft wissen“, erklärt Steffi. „Meine Chance als Stadtbäuerin sehe ich darin, den Menschen authentisch die Landwirtschaft näher zu bringen, im Gegensatz zu den Klischees, die uns die Medien oft vermitteln“.
Bei Arbeiten am und um den Hof haben Steffi und Gerhard oft Publikum. Für die Benutzer des benachbarten Geh- und Radweges ist dieser Bauernhof mitten in der Stadt so unerwartet und ungewöhnlich, dass sie einfach einen Blick in den Stall werfen, oder den Kälbern im Auslauf einen Besuch abstatten müssen. Kein Problem, hier wird nichts versteckt. Im 24-h-Verkaufsraum können die Besucher auch täglich frische Bio-Milch und Bio-Eier kaufen und sich dann davon überzeugen, dass man die Regionalität auch schmeckt. Saisonabhängig gibt es auch Bio-Kalbfleisch, Bio-Rindfleisch und Bio-Suppenhühner.
Bildungsauftrag statt Meinungsmache
Steffi hat vor kurzem einen Lehrgang für „Schule am Bauernhof“ absolviert. Sie begrüßt jetzt regelmäßig interessierte Schulklassen und Kindergartengruppen auf ihrem Biobauernhof. Neben einer Hofbesichtigung werden die unterschiedlichsten Themen rund um die Landwirtschaft kindgerecht aufbereitet und vermittelt. Wie wird aus Gras Milch? Wie stelle ich Butter her? Wo schlafen Hühner? Wie erkenne ich, ob ein Ei gekocht oder roh ist? Diese und viele weitere spannende Fragen beantwortet Steffi den Kindern direkt vor Ort. Viele Kinder kommen so das erste Mal direkt mit einem Bauernhof in Berührung und sehen, wo und wie Lebensmittel produziert werden.
„Wir leben in einer Zeit, in der wir uns keine Gedanken machen müssen, was wir essen sollen, um satt zu werden. Ganz im Gegenteil, in einem Umkreis von circa 1 – 2 Kilometern von hier befinden sich 12 Lebensmittelgeschäfte, vom Discounter bis hin zum Biomarkt“, erklärt Steffi. „Jeden Tag sind die Regale vollgeräumt mit Lebensmitteln und keiner macht sich wirklich Gedanken darüber, wer die produziert. Vielen Konsumenten ist gar nicht mehr bewusst, dass hinter jedem Lebensmittel eine Bäuerin oder ein Bauer steht.“ Dabei sind die Medien voll mit Berichten über die Landwirtschaft. Leider werden dort aber Ideologien oft heißer gehandelt als Fakten. Steffi setzt jedenfalls auf Bildungsauftrag statt Meinungsmache. „Ich sehe mich als aktive Bäuerin und auch Lebensmittelproduzentin in der Pflicht, der Gesellschaft zu zeigen, welch wichtige Arbeit wir täglich leisten. Mit welch hohem Einsatz wir hochwertigste Lebensmittel unter strengsten gesetzlichen Auflagen produzieren und gleichzeitig für die Pflege unserer schönen Natur- und Kulturlandschaft sorgen.“
Bauernhofurlaub in der Stadt, Stadturlaub im Grünen.
Seit Juni 2022 vermieten Steffi und Gerhard ein Ferienhaus auf ihrem Biohof. Von der Terrasse aus hast du als Gast nicht nur die Tiere und das landwirtschaftliche Geschehen im Blick, sondern auch weite Wiesen, gefühlt bis hin zum sagenumwobenen Untersberg. 6,5 ha Grünland, um genau zu sein. Keine Spur von Enge, Stadtlärm, oder Menschenmengen. Trotzdem erreichst du zum Beispiel mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln im Handumdrehen die historische Altstadt von Salzburg mit all ihren Sehenswürdigkeiten. Und in entgegengesetzter Richtung geht es ähnlich schnell in die Berge, oder an die Salzburger Badeseen.
