Wie Selbstversorgung am Bauernhof gelingen kann
Alte Sorten, Tiervielfalt, Bäckerhandwerk und ursprüngliche Landwirtschaft – am Kaspergut werden Wald, Wiesen und Felder nach alter Tradition bewirtschaftet. Lerne, wie Selbstversorgung am Bio-ARCHE-Hof funktionieren kann!
Alte Sorten, Tiervielfalt, Bäckerhandwerk
Am Kaspergut ticken die Uhren langsamer. Wald, Wiesen und Felder rund um den Hof in Feldkirchen bei Mattighofen werden nach alter Tradition bewirtschaftet. Alte Sorten, Tiervielfalt, Bäckerhandwerk und ursprüngliche Landwirtschaft – das zeichnet das Kaspergut aus. Es ist ein ARCHE Hof, also ein Bauernhof, auf dem selten gewordene Nutztierrassen ein Zuhause finden. Sulmtaler Hühner, Pinzgauer Strahlenziegen, Pfauenziegen, Mangalica-Schweine – die bunte Tierschar begeistert vor allem die kleinen Gäste. „Den ganzen Tag bei den Ziegen oder den Schweinen draußen, das ist für die Kinder genug. Sie brauchen keinen Spielplatz“, erzählt Elisabeth.
Wie Selbstversorgung heute funktionieren kann
Ein Dörrhaus zum Obstdörren, eine Gmachlmühle zum Getreidemahlen, eine Wandersäge zur Holzverarbeitung – bei der Restaurierung des fast 250 Jahre alten Kaspergutes im Innviertel-Hausruckwald haben Elisabeth und Hans alte Möbel, Geräte und Maschinen wieder zum Leben erweckt. „Das Alte bewahren – das gefällt uns einfach. Und wir haben ein Auge dafür“, erzählt Elisabeth. Ihr Ziel: so viele Lebensmittel und Dinge des täglichen Gebrauchs wie möglich selbst produzieren. Eine naturnahe Kreislaufwirtschaft ist am Kaspergut Realität.
Das Fleisch der Mangalica-Schweine wird zu Speck und Selchfleisch verarbeitet. Die Sulmtaler Hühner liefern täglich Eier. Aus der Milch der Pinzgauer Strahlenziegen und Gämsfarbigen Gebirgsziegen werden Ziegenfrischkäse und Ziegentopfen hergestellt. Obst von den Streuobstwiesen wird im selbst gebauten Dörrhaus getrocknet. Getrocknete Birnen („Kletzen“), Äpfel und Zwetschken sind ein vitaminreicher Snack in der kalten Jahreszeit. In der eigenen Werkstatt zimmert der geschickte Selfmade-Tischler Hans Fensterrahmen, Holzböden und Türen selbst. Das Holz dafür stammt aus dem eigenen Wald. Am alten Tischherd kann damit auch geheizt und gekocht werden.
So ein Selbstversorger-Hof wirft nicht viel Gewinn ab. Es ist für Elisabeth und Hans aber etwas Anderes, was zählt: Freiheit und Zeit. Hier rennt niemand der Uhr nach. Die Unabhängigkeit von Vorgesetzten, die Freiheit, sich den Tag und die Arbeit selbst einteilen zu können, die hohe Qualität der selbst produzierten Lebensmittel – das ist für die beiden von unschätzbarem Wert. „Dass ich jetzt das meiste aus meinen Tieren heraushole, nur damit ich viel Profit mache… Nein. Ich brauche keinen Porsche oder sonst irgendetwas. Mir geht es darum, dass ich auskomme in meinem Leben“, sagt Hans.
„Dass ich jetzt das meiste aus meinen Tieren heraushole, nur damit ich viel Profit mache… Nein. Ich brauche keinen Porsche oder sonst irgendetwas. Mir geht es darum, dass ich auskomme in meinem Leben.“
Brot backen – die ureigenste Form des Kochens
Bauer Hans ist gelernter Bäcker. Nicht überraschend also, dass er Brot eine große Bedeutung beimisst. Gäste können hier lernen, was alles nötig ist, damit die Getreideähre vom Feld sich in eine Scheibe lockeres Bauernbrot verwandelt. Der Roggen wird auf den eigenen Feldern angebaut. Die antike Gmachlmühle hat Hans aus einem Bergdorf in Salzburg geholt und auf dem Kaspergut aufgebaut. Gmachlmühle wird sie genannt, weil sie in einem eigenen Raum („Gemach“) untergebracht ist. Das Getreide wird zu Mehl gemahlen. Wasser, Salz und Mehl – mehr braucht es nicht zum Ansetzen von Sauerteig. Nach ein paar Tagen blubbert und gärt es im Glas. Der Sauerteig sorgt dafür, dass das Brot saftig, locker und geschmackvoll wird. In der hauseigenen Backstube knetet Hans seine Teiglinge und lässt sie ruhen. Einmal pro Woche wird dann der selbst gemauerte Holzofen im Garten eingeheizt. Die ganze Nachbarschaft weiß dann, dass Hans wieder sein köstliches Bauernbrot bäckt. Der verführerische Duft zieht weit herum. Brot zu backen, erfordert viel Wissen, Geschick und vor allem Zeit. Das können Gäste in einem Brotbackkurs am Hof lernen.
Überliefertes Wissen und Fertigkeiten fürs Leben lernen – von Mensch zu Mensch
Der alte Heuboden am Kaspergut wurde zu einer urigen, komfortablen Ferienwohnung umgebaut. Eine zweite, kleinere Einheit mit Blick auf den Bauerngarten ergänzt das Angebot. Sie sind Refugien, in denen Gäste sich von der Hektik der Welt ausklinken können. „Je einfacher das Leben ist, desto stressfreier ist es auch“, ist Hans überzeugt. Gäste sind eingeladen, altes Handwerk selbst zu lernen. Als gelernter Bäcker und geschickter Handwerker teilt Hans sein Profi-Wissen mit seinen Gästen. Bäuerin Elisabeth ist die Gartenfee mit dem grünen Daumen.
Gäste können am Kaspergut selbst mithelfen: sei es beim Brotbacken, im Stall, auf dem Feld oder im Bauerngarten. Kreative Bastlerinnen dürfen sich bei Schlechtwetter in der Tischlerwerkstatt beim Hämmern, Schneiden und Schleifen versuchen. Natürlich freuen sich Ziegen, Hasen, Schweine & Co immer über Streicheleinheiten. Das Motto von Hans und Elisabeth: „Wie Urlaub in der Vergangenheit. Aber gemütlicher!“ Sieh dir selbst an, wie Landwirtschaft früher funktionierte und heute funktionieren kann. Überliefertes Wissen, von Mensch zu Mensch.