#WieWirLeben: Auf die Ziege gekommen ...
Gerald Koller konnte man in jedem Abschnitt seines Lebens nach seinem Traumberuf fragen, die Antwort war und ist unmissverständlich klar: Bauer. Er lebt seinen Traum von Kindheit an und lässt in Kollers Ferienparadies im Mühlviertel alle daran teilhaben, die sich dafür interessieren und mehr über das Leben auf einem Hof mit über 160 Ziegen erfahren möchten.
Bauer und Forstarbeiter im Mühlviertel
Bauer mit Leib und Seele
Wer kennt sie nicht? Die bunten Freundschaftsbücher, die man als Schulkind immer im Rucksack mit dabei hatte. Die mit Stolz verteilt und großer Neugierde gewissenhaft ausgefüllt wurden. Gerald Koller hatte schon damals feste Vorstellungen von seiner Zukunft. In das Feld mit Traumberuf schrieb er stets „Bauer“, bei der Frage nach der Lieblingskleidung stand bei ihm klar und deutlich die Antwort „Overall“. „Mir hat die Arbeit am Hof immer Spaß gemacht. Ich war der Melklehrling von meiner Oma, ein klassischer Bauernbub.“ Immer schon wollte er helfen, tatkräftig mitanpacken. Mit seinem Trettraktor fuhr er geschäftig am Hofgelände herum, fertigte für diesen extra einen Pflug an und bastelte einen Rechen, um den Vater bei der Heuernte zu unterstützen. Nie war dies den Erwachsenen lästig, weil die Arbeit zu langsam voran schritt, immer nahmen sie sich die Zeit, um den jungen Bauernbub seine wertvollen Erfahrungen sammeln zu lassen. Erfahrungen, die ihn für sein Leben prägten. Schon mit vier Jahren soll er gesagt haben: „Ich bin der Chef, ich bin der Bauer.“ Was damals aus seinem Mund in einer so kindlich-kühnen Vehemenz heraussprudelte, spiegelt sich heute, über 20 Jahre später in eifriger Tatkräftigkeit wider. Denn Gerald ging seinen vorgezeichneten Weg, absolvierte die Landwirtschaftsschule und brachte sich auf dem malerisch gelegenen Hof inmitten des Mühlviertels in Leopoldschlag zunehmend mit seinem Fachwissen sein. Er war gerade 22 Jahre alt, als der Vater eines Tages zu ihm sagte: „Warum machen wir es nicht gleich so, wie du es vorschlägst?“ Damit waren die Weichen endgültig gestellt.
Meckern ist nicht gleich meckern
Das Betriebskonzept hatte Gerald schon fix und fertig in der Schublade. Statt der ursprünglichen Arbeit mit den Kühen, vorerst in der Milchwirtschaft, später als Mutterkuhhaltung, sollten neue Gesellen die Wiesen rund um den Hof besiedeln. Kein Federvieh war gewünscht, sondern Lebewesen mit „vier Hax’n, die Gras und Heu fressen“. Kurz gesagt: Ziegen. 160 an der Zahl. Meckernde Gesellen, die unglaublich schlau und neugierig sind, einen aber auch den letzten Nerv ziehen können, wie Gerald mittlerweile aus Erfahrung berichten kann. „Einen Stall ziegensicher zu machen, ist wahrlich eine Herausforderung. Wir haben schon eine beachtliche Zahl an Türriegel ausgetauscht. Denn haben diese gewieften Tiere es einmal verstanden, sie zu öffnen, dann gibt es kein Halten mehr.“ 96 Ziegen zu melken, dass schafft Gerald in 40 Minuten. Effizienz und Fleiß treiben ihn an. Seine Erfahrungen, die er als Kind sammeln konnte, gibt er den Gästekindern heute gerne weiter. „Alle dürfen mich bei der Stallarbeit begleiten, die Tiere füttern und mir beim Melkstand neugierig über die Schulter schauen. Urlaub am Bauernhof ist eine sehr emotionale Erfolgsgeschichte. Wir haben Familien, die sich schon seit 20 Jahren in unsere Ferienwohnungen einmieten, obwohl wir erst vor 25 Jahren mit der Vermietung angefangen haben.“ Echte Stammgäste eben. Was ein Leben am Hof mit sich bringt, wie qualitativ hochwertige Lebensmittel entstehen und wie anders doch das bäuerliche Dasein abseits von Bilderbuch und Werbung ist, das lernen Jung wie Alt hier jeden Tag aufs Neue.
Der Wald hält einen fit
Zusätzlich zu diesen beiden Standbeinen bewirtschaftet Gerald mit seiner Familie elf Hektar Wald. Ob notwendige Durchforstungsarbeiten oder das Beseitigen der Schäden von Wind- und Schneebruch sowie Käferbäume, alles wird selbst von Hand und mit den notwendigen Maschinen erledigt. „Der Geruch im Wald ist ein Wahnsinn. Wenn du im Winter dieser Arbeit nachgehst, es einen ordentlichen Krach gibt, wenn der Baum letztlich fällt und dich eine Wolke aus Schnee für Sekundenbruchteile einhüllt, das ist dann schon etwas Unbeschreibliches.“ Trotz schweißtreibenden Stunden, die Ruhe und die frische Waldluft verleihen Gerald zusätzlich Kraft. Und lassen ihn so manchen trüben Gedanken kurz vergessen: „Ein großer Teil der Bevölkerung ist nach wie vor der Meinung, dass es uns Bauern finanziell sehr gut geht, da wir Förderungen beziehen. Würden wir hingegen genug Geld mit den Lebensmitteln, die wir produzieren, einnehmen, bräuchten wir diese nicht. Viele sehen nur die Milch, die sie bezahlen, nicht das gesamte Bild.“ Es ist ein Bild, dass auf das Bauernsterben hinweist und Gerald in so vielen Dingen ein Dorn im Auge ist: „Alles wird teurer, nur der Milchpreis ist seit Jahren derselbe, leichter wird es nicht.“ Sein Plan B, würden die Preise für seine Ziegenmilch sinken, er wüsste derzeit keinen. „Dabei bilden unsere hochwertigen Lebensmittel den Grundstein, dass die Menschen gesund sind. Der Respekt davor ist bei einigen verloren gegangen und ich möchte meinen Teil beitragen, diesen in den Menschen wieder wachzurütteln.“