#WieWirLeben: Ein Geheimrezept mit viel Liebe und Kräutertee
Den Tieren Respekt zollen, sie nicht als reinen Wirtschaftsfaktor, sondern als Lebewesen wahrnehmen, diese Philosophie lebt man am Binter-Hof seit Jahrzehnten. Das Resultat: Beste Qualität, voller Geschmack und ein ehrliches Produkt. Wer hier eine inszenierte Welt sucht, der sucht vergeblich. Zum Glück.
„Ob ich als Kind Bäuerin werden wollte? Darüber macht man sich in dem Alter doch noch keine Gedanken“, erwidert Birgit Mosser entschlossen. In Berg im Drautal am elterlichen Bauernhof aufgewachsen, zog es sie vorerst in die Großstadt. Dort schloss sie das Studium der Betriebsinformatik ab, fand alsbald eine spannende Arbeit und genoss das Wiener Stadtleben. Die Liebe ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten: „Ich lernte meinen Mann Sepp während der Ausbildung kennen, es hat sofort gefunkt. Wir stammen beide aus dem gleichen Heimatort, es passte auf Anhieb.“ Schon bald machte sich morgens eine leichte Übelkeit bemerkbar, der erste Nachwuchs, Eva-Maria, kündigte sich an und die Pläne der Frischverliebten begannen sich zu ändern. „Wenn man jung und ungebunden ist, dann ist das Wiener Stadtleben reizvoll, will man hingegen eine Familie gründen, ändern sich die Prioritäten schnell. Ich wollte Ruhe für meine Kinder. Sie sollten vor die Haustüre gehen können und mitten in die Natur stolpern, barfuß über Wiesen laufen und viele Tiere um sich haben.“
Zurück zu den Wurzeln
Gesagt, getan. Man ließ die Stadt hinter sich und zog wieder in die Heimat auf den Bauernhof von Sepps Familie. War es ein Geschenk auf der einen Seite, da man gemeinsam am Hof die Kinder großziehen konnte und die Großeltern immer helfend zur Stelle waren, so stellte sich auf der anderen Seite doch die Frage: Wie kann man den Hof wirtschaftlich führen, gut erhalten und davon auch leben? Die Idee der Direktvermarktung entstand. Birgit erinnert sich noch genau: „Wir haben ganz klein angefangen, fuhren das erste Mal auf den Markt, stellten ein kleines Tischchen auf, luden Speck, Leberwurst, Kräuteraufstriche, Hartwürste und Käse darauf und warteten. Doch niemand kaufte etwas.“ Ein langer Weg begann, doch er führte auf der Erfolgsleiter stetig nach oben. „Mein Mann und ich machten einen Schritt nach dem anderen, zogen beide an einem Strang.“ Der Fleiß machte sich bezahlt. Aus dem kleinen Tischchen von einst wurde ein einladender Marktstand mit einer Vielzahl an veredelten Produkten, die im modernen Verkaufsanhänger mit Kühlvitrine transportiert werden.
Veredelung mit Herz
Birgits Steckenpferd sind ihre Käsespezialitäten. Von der Mutter einst gelernt, erweiterte sie ihr Wissen bei verschiedenen Kursen und Seminaren in Tirol und begann bald darauf mit der eigenen Verarbeitung. Ihr Geheimrezept fängt bereits beim Rohprodukt, der Milch, an: „Ich arbeite mit Vollmilch, ich gebe zur Milch nichts dazu, nehme aber auch nichts weg. Unsere Kühe verbringen den Sommer auf duftenden Almwiesen, im Winter sorgt die Heutrocknungsanlage für bestes Futter. Es ist fast wie ein Kräutertee, den unsere Tiere serviert bekommen.“ Die Philosophie ist klar. Fühlen sich die Tiere wohl, stimmt auch das Endprodukt, denn was wohl viele vergessen: Milchproduzieren stellt für Kühe Arbeit dar. Und dabei weiß so manch einer gar nicht mehr, warum Kühe überhaupt Milch geben. Das erstaunt Birgit immer wieder, doch sie erklärt gerne. Die Gäste sollen den Blick über die Schulter wagen, miterleben, Wertschätzung und Respekt bekommen und verstehen, dass Tiere nicht nur ein Wirtschaftsfaktor sind, sondern in erster Linie ein Lebewesen.
Ein Topfentraum
Die zweite Zutat, die bei Birgits Produkten nicht fehlen darf, ist eine große Portion Liebe. „Das klingt jetzt vielleicht abgedroschen, aber es ist nun mal so. Was man mit Liebe macht, das kommt von Herzen. Man muss mit sehr viel Ruhe käsen, sonst erschlägt man den Käse.“ Neben den zahlreichen Käsesorten und Wurstspezialitäten, lädt ein ganz besonders Produkt zum Träumen ein: Der Topfentraum. Ein Frischkäse als Süßspeise mit Marmelade und mittlerweile aufgrund der Nachfrage das Hauptprodukt am Binter-Hof.
Wer hier mithelfen will, darf das gerne tun: „Unsere Feriengäste können hier alles im kleinen Rahmen erleben.“ Der Stammgästeanteil pflichtet dem Angebot bei, weil man sich schlicht und einfach vertraut und wie zuhause fühlt. Und neue Gäste fahren letztlich als Freunde.
Denn eines ist sich Birgit sicher: „Bei uns sieht man, wie alles eine Einheit bildet. Wir könnten ja gar nichts vorspielen oder inszenieren, denn das, was wir hier tun, ist nun mal unsere tägliche Arbeit.“