Am Bauernhof geht’s tierisch zu! Teil 1: Kühe
Kühe, Schweine & Co. sind vom Bauernhof nicht wegzudenken (außer natürlich, es handelt sich um einen Winzerhof). Die sogenannten Nutztiere haben für den Bauernhof eine wichtige wirtschaftliche Funktion, indem sie für uns elementare Lebensmittel wie Fleisch, Milch, Butter, Eier liefern. Dazu kommen Nebenprodukte wie Fell, Leder und Dünger – und nicht zu vergessen ist der landschaftliche Nutzen durch das Abgrasen der Weiden – ökologische Landschaftspflege sagt man dazu. Früher wurden Kühe und Pferde auch in der Feldarbeit eingesetzt.
Idealerweise ist der Nutzen ein gegenseitiger, und wenn das Tierwohl eine Hauptrolle spielt, ist das Bauernhofleben perfekt. Die Tiere sind gut versorgt, werden bei Bedarf medizinisch betreut und leben am Bauernhof quasi im All-Inclusive-Hotel mit einem großen „Abenteuerspielplatz“ mitten in der Natur und direkt vor der Nase.
Kühe: Die großen Riesen mit den sanften Augen
Kühe begleiten uns Menschen schon seit mehr als 10.000 Jahren. In der bäuerlichen Bewirtschaftung unterscheidet man zwischen Mutterkuh- und Milchviehhaltung.
Bei der Mutterkuhhaltung bleiben die Kälber nach der Geburt etwa 10 Monate lang bei ihren Müttern und werden von diesen gesäugt. Die Tiere leben im Herdenverband und verbringen ihre Sommer oft auf der Alm. Der wirtschaftliche Nutzen für den Bauernhof liegt im Verkauf der Jungrinder.
Bei der Milchkuhhaltung gibt es für die Bauersleute viel zu tun, denn schließlich müssen die Kühe regelmäßig gemolken werden. Die Tiere leben im Stall (Laufstall) und verbringen so viel Zeit wie möglich auf der Weide. Gegen Ende ihrer Laktation, also wenn die Milchproduktion nachlässt, dürfen viele Milchkühe ihren wohlverdienten Urlaub auf der Alm antreten.
Wo sind die Kühe?
Nicht immer dort, wo sie erwartet werden. Im Sommer kann es durchaus passieren, dass Urlauber am Bauernhof erstaunt vor den offenen Stalltüren stehen und ins Leere schauen. Die Kühe sind nämlich auf der Alm und fressen sich dort oben mit den saftigsten Kräutern die Bäuche voll.
Für die Gäste vom Bauernhof gibt’s da nur eines: zur Alm hinauf wandern! Die Buttermilch und der Käse schmecken da oben sowieso am besten. Aaaaber. Kühe sind behütende Mütter, und wenn es um das Wohl ihre Kälber geht, kennen sie keinen Spaß. Deshalb ist das Kennen der Alm-Etikette ein Muss für Wanderer. Um Missverständnisse zu vermeiden, kann das richtige Verhalten auf der Alm nicht oft genug erklärt werden.
Natürlich ist so ein Almauf- oder -abtrieb das Highlight jedes Urlaubs. Feierlich geschmückt trabt die Leitkuh ihrer Herde voran und führt sie zu den saftigen Almgräsern oder eben im Herbst, wieder in den Stall zurück. Das muss man gesehen haben – notfalls per Video
Kälber am Kinderbauernhof
„Wir haben 2016 von Milchwirtschaft auf biologische Mutterkuhhaltung umgestellt“, erzählt Michael Reitmann vom Baby- und Kinderbauernhof Riegler im oberösterreichischen Roßleithen/Nationalparkregion Kalkalpen. „Das hatte durchaus praktische Gründe, weil du als Milchbauer jeden Tag mehrere Stunden aufbringen musst. Wir haben am Hof 5 Ferienwohnungen und wollen Zeit für unsere Gäste haben – und auch für die eigene Familie. Da ist die Mutterkuhhaltung für uns einfach die bessere Wahl. Unsere Kälber leben ca. ein Dreivierteljahr bei den Müttern, werden dann aber nicht geschlachtet, sondern als Einsteller weiterverkauft. Dort werden sie oft auch zur Zucht genützt. Zur Freude unserer Gäste sind unsere Kühe bei uns das ganze Jahr am Hof. Die Kühe haben einen großen Laufstall mit Strohbett zum Liegen und können selbst entscheiden, ob sie drinnen oder draußen auf der Weide sein wollen. Das schafft eine entspannte Atmosphäre.“
Die fesche Braune
Die Reitmanns halten „Murbodner“, eine seltene, ursprüngliche Rasse, die zu den vom Aussterben gefährdeten Rassen zählt. – Warum?
Bio-Bauer Michael Reitmann lacht: „Weil die Murbodner so schön sind!“, dann fügt er hinzu: „Und natürlich auch, weil sich die Murbodner durch eine gute Fitness und eine stabile Grundgesundheit auszeichnen. Eine Murbodner ist viel langlebiger als andere Rassen, und es ist keine Seltenheit, dass eine Kuh im Lauf ihres Lebens bis zu 15 Kälbchen bekommt. Durch ihre Ursprünglichkeit ist auch der Mutterinstinkt besonders ausgeprägt.“
Wie geht das mit den Gästen zusammen? – „Das klappt bei uns sehr gut, weil unsere Kühe ja immer am Hof sind. Unsere Grundherde ist gut auf den Kontakt mit den Gästen eingestellt.“
Wird das von den Gästen geschätzt? – „Sehr. Viele unserer Gäste helfen auch gern beim Füttern. Die kleineren Kinder bevorzugen allerdings unseren großen Streichelzoo. Aber wer einmal eine Kälbergeburt miterlebt hat, ist für alle Zeit von den Kühen fasziniert!“
„Ein guter Käse braucht viel Pflege“
Was man sich gar nicht vorstellen kann: Ein Leben ohne Milch, Butter, Joghurt, Rahm, Schlagobers, Käse. Es sind unsere Bäuerinnen und Bauern, welche die Milchprodukte weiterverarbeiten – und die Gäste am Bauernhof genießen es immer wieder, dabei mit dabei zu sein. Auch am Bauernhof Schneider im Bregenzerwald, wo sich Altbäuerin Theresia höchstpersönlich um die Käseherstellung kümmert, sind Zuschauer bei der täglichen Morgenarbeit gern willkommen.
„Ich brauche für 1 kg Käse 10 l Milch“, erzählt Theresia. Die Prozedur ist aufwändig, wird von der Altbäuerin aber mit größter Sorgfalt und Liebe durchgeführt – und das Tag für Tag.
„Nach dem Entrahmen wird die Milch im Kessel erwärmt und Lab zugefügt. Wenn die Milch eingedickt ist, wird sie mit der Käseharfe in gleichmäßige Stücke geschnitten und weiter erhitzt und gerührt. Bei der richtigen Temperatur wird der sogenannte Käsebruch mit einem traditionellen Tuch von Hand ausgenommen und in Formen gepresst. Nach mehreren Stunden Pressen und mehrmaligem Wenden kommt der Käselaib dann noch für 3 Tage in ein Salzbad.“ Nun wird im Käsekeller gerastet, am besten ein halbes Jahr lang, damit sich eine gute Rinde bildet. Je früher man den Käse anschneidet, desto milder ist der Geschmack, erzählt die Expertin. Der würzige Alperkäse vom Bauernhof Schneider schmeckt nach einem halben Jahr besonders gut und wird direkt am Hof verkauft.
Es sind übrigens 2 Käselaibe pro Tag, die von Altbäuerin Theresia gemacht werden – „Im Keller haben wir immer 160-200 Laibe lagern!“, lacht die Käserin und fügt hinzu: „Die Laibe sind unterschiedlich groß, weil ja auch die Milchleistung der Kühe nicht immer dieselbe ist.“
Wusstest du, dass eine Kuh …
… bis zu 700 kg wiegen kann (Bullen noch viel mehr)?
… bis zu 30 l Milch am Tag gibt?
… vier Mägen hat und beim Wiederkäuen ca. 30.000 Kaubewegungen macht?
… dabei bis zu 150 l Speichel produziert?
…bis zu 180 l Wasser am Tag trinken kann, wenn’s heiß hergeht (und dabei bis zu 25 l pro Minute schluckt)?
… bis zu 50 kg Gras, Heu oder Silage pro Tag frisst?